Es ist vielleicht die wichtigste Basis für Befreiung und Zufriedenheit und Erfüllung. „Wahrheit” ist eigentlich auch ein zu kleines Wort. Wahrhaftigkeit ist da schon besser, denn es bezieht auch das Unbewusste mit ein. Der erste Schritt zur Wahrheit ist die Wahrheit in Bezug auf das Offensichtliche – also das Weglassen der bewussten Lügen.
„Warum hast Du mich nicht angerufen?”
„Oh – ich bin nicht dazu gekommen” – määp, Lüge.
„Ich hatte keine Lust Dich anzurufen, weil Du mir nie zuhörst und immer nur von Dir erzählst. Das macht mir keine Freude, also habe ich es seit Wochen vor mir hergeschoben. Aber ich bin froh, dass Du mich fragst, denn es liegt mir am Herzen Dir das zu sagen, weil ich Dich ja eigentlich echt gerne habe.” Ding – Wahrheit.
Du siehst, man kann problemlos voll und ganz ehrlich sein, ohne Menschen zu verletzen. Im obigen Beispiel hilft es dem anderen sich selbst zu verstehen und zu wachsen.
„Ich hatte keine Lust Dich anzurufen, weil Du mir nie zuhörst und immer nur von Dir erzählst. Das macht mir keine Freude, also habe ich es gelassen.” das ist einfach die Wahrheit, warum sollte man da Schleifchen herumbinden oder sie verschweigen? Die Verantwortung liegt aber vor allem darin diese Wahrheit nicht als Abrechnung oder Angriff zu formulieren, sondern verbunden, klar und aus dem Wunsch nach „Kontakt” – so seltsam das auch klingen mag.
(Dieses Video gibt es übrigens auch auf Englisch)
https://www.youtube.com/watch?v=hunCHdZEmxIDas mit der Wahrheit geht in beide Richtungen, also nach außen in die Welt und nach Innen zu Dir selbst.
„Nee, das mit dem Job/der Beziehung/dem „was auch immer” ist schon O.K.” – määp, Lüge.
„Ich hasse es, doch ich habe zu viel Angst mich etwas Neuem, Unbekanntem zu stellen” – Ding, Wahrheit.
Den ersten Schritt zur Wahrheit kann jeder gehen. Ist ganz einfach, braucht nur etwas Mut. Aber den zweiten Schritt. Den zur Wahrhaftigkeit…
Letztlich kehren wir immer wieder zu der Frage zurück, wie sehr wir die Wahrheit lieben. Lieben wir wirklich die Wahrheit mehr als alles andere, oder sind wir nur neugierig oder unzufrieden? Lieben wir es genug, so dass wir wirklich offen sind für eine Realität, die nicht mit unserem derzeitigen Glaubenssystem übereinstimmt. Eine Realität, die sich nicht sofort 120% glückselig anfühlt?
Liebst Du die Wahrheit genug, dass Du weiterforscht, sogar wenn es schmerzt, wenn es Schatten von Dir enthüllt, die schockieren, unerwünscht, kompliziert, demütigend oder enttäuschend sind. Oder sogar – und das ist meist das schlimmste – todlangweilig?
Der Schmerz ist der erste Stolperstein, dem man auf diesem Weg begegnet. Doch der schlimmste Feind auf dieser Reise ist die Langeweile. An dem zerschellte schon so mancher Reisende.
Kaum begegnet man dieser Hydra, beginnt man ihr schon den ersten Kopf abzuschlagen: Man datet sich mit Menschen, die niemals Freunde werden können, man geht zu spirituellen Veranstaltungen um sich abzulenken. Man sucht sich falsche Rationalisierungen: Karma, vergangene Leben, Gottes Wille, Schicksal, Tarot… anstatt einfach mal ein paar Wochen oder Monate die Füße stillzuhalten und Millimeter für Millimeter den Fels der inneren Leere zu erklimmen. Die sogenannte Einsamkeit.
Die Wahrhaftigkeit ist eine Lichtquelle. Lügen – bewusst oder unbewusst – sind Lichtfresser. Licht und Liebe ist dasselbe. Jede Überzeugung, jedes Glaubenssystem gegen das, was Wahr ist, ist eine Lüge. Und eine Lüge ist keine Sünde oder so was. Es ist einfach nur so, dass jede Person, die sie der Wahrheit vorzieht dann eben sich gegen die Wahrheit und für die Lüge entscheidet und damit es zulässt, dass die eigene Energie der Bewusstheit aufgefressen wird. Das Leben wird mehr und mehr schal, dunkel und unangenehm. Der Mensch beginnt sich zu flüchten in Ersatzbefriedigungen, wie Zucker, Alkohohl, Drogen, Sex… was auch immer.
Ein jeder Mensch, der sich wirklich, wirklich der Wahrhaftigkeit öffnet, fühlt sofort was wahr ist. Und wer erstmal das fühlte, kann nicht wirklich mehr umkehren. Jede Lüge wirkt ab da wie Gift im Trinkwasser des Lebens.
Es ist so schön wahrhaftig zu leben – nicht immer leicht, aber in jedem Fall tausendfach leichter als die Alternative der Lüge. Und es braucht viel Mut und innere Ausrichtung sich der Wahrhaftigkeit zu stellen. Im inneren Jungle der Lügen den Pfad zur Lichtung zu finden und ihm zu folgen. Es ist eine fortwährende Herausforderung noch genauer werden. Anfangs mit der Schaufel, dann mit dem Besen, dann mit der Zahnbürste und letztlich mit dem feinsten aller Pinsel.
Manche nennen diesen Pfad „Zen”, andere nennen ihn „Selbsterkenntnis”. Ich nenne ihn schlicht und einfach „Leben”.
Alles Liebe,
Dirk Liesenfeld.
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