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Ver­lust

Ver­lust – was er uns leh­ren kann.

Etwas oder jeman­den gelieb­tes zu ver­lie­ren ist immer etwas schlim­mes. Doch wenn wir uns im Moment oder in der Zeit danach nicht dem ver­schlie­ßen, was es uns zei­gen will, so erken­nen wir – hin­ter all der Trau­er und dem Ver­lust – etwas ganz ande­res. Eine wei­te­re Dimen­si­on. Näm­lich die, dass uns etwas so nah kam, dass es wirk­lich tief unser Herz berühr­te. Wirk­lich ganz unmit­tel­bar an unse­rem Inners­ten Kern sich anschmieg­te. Und die wesent­lichs­te aller Fra­gen ist doch dann die, ob man – wäh­rend das Gelieb­te noch Teil des eige­nen Lebens war – sich dar­auf ein­ge­las­sen hat. Sich dafür Zeit und Raum gege­ben hat.

Und ich glau­be, dass der größ­te aller Schmer­zen nicht der ist, etwas für immer ver­lo­ren zu haben.

Nein ich glau­be, dass es viel, sehr viel schlim­mer ist, wenn Du erkennst, dass Du nicht für ES oder IHN oder SIE da warst, wäh­rend Du noch die Chan­ce gehabt hät­test. Dich nicht ganz ein­ge­las­sen hast, Dein Herz nicht voll und ganz geöff­net hast, Dich von vie­len Klei­nig­kei­ten hast ablen­ken las­sen. Die Neben­säch­lich­kei­ten höher gestellt hast, als das Wesent­li­che. DAS zu erken­nen ist so viel mehr Leid­voll, als der Ver­lust selbst.

Doch die­se Erfah­rung ist unum­gäng­lich, denn sie lehrt uns den Wert des Lebens und wie wesent­lich es ist wirk­lich zu lie­ben und sich ein­zu­las­sen. Und das ist das selt­sa­me dar­an: So vie­le Men­schen, die ihr Herz ver­schlie­ßen aus Angst ver­letzt zu wer­den, zu ver­let­zen oder zu ver­lie­ren, zu ver­las­sen. Doch sich ganz ein­zu­las­sen auf das, was wirk­lich von Bedeu­tung ist, ist die ein­zi­ge Mög­lich­keit die wah­re Lie­be zu erfahren.

Ja – natür­lich: Berühr­bar zu sein birgt Ver­letz­lich­keit in sich. Aber eben auch die Basis für das, was uns Men­schen wirk­lich als gött­li­che Wesen aus­macht: Das Mit­ge­fühl, die Zärt­lich­keit, die Freu­de und die Ekstase.
https://www.youtube.com/watch?v=S9yHMf-LpiI
Der Ver­lust kann Dich all das leh­ren, wenn Du ihm auf­merk­sam zuhörst. Ganz gleich, ob Du der­zeit etwas ver­lo­ren hast, oder etwas wert­vol­les bei Dir ist, oder bei­des viel­leicht zur sel­ben Zeit. Dem Ver­lust zu lau­schen, heißt stets bei­de Gefüh­le in sich zu tra­gen: Die Lie­be und Offen­heit zu dem, was Dir nah sein will und die Mög­lich­keit, dass es jeder­zeit von Dir gehen kann. Und – so selt­sam es viel­leicht klingt – letz­te­res ist die Basis für ers­te­res. Nur wenn Dir die Ver­gäng­lich­keit aller Din­ge in vol­lem Aus­maß – ganz real – bewusst ist, nur dann wird es mög­lich das Wesent­li­che vom Unwe­sent­li­che zu unterscheiden.

Sagen wir ein­mal da gäbe es ein Kind in Dei­nem Leben. Oder ein Mensch, der Dir nahe ist. Oder was auch immer. Nur wenn ein Teil von mir ganz damit ver­bun­den ist, dass all das nur vor­über­ge­hen­de Beglei­ter auf mei­nem Erden­weg sind wer­de ich zum Bei­spiel einen dro­hen­den Streit ver­mei­den kön­nen – ein­fach weil 99 Pro­zent aller Strei­tig­kei­ten von unwich­ti­gen The­men ent­facht wer­den. Spü­re ich nun die Kost­bar­keit eines jeden Momen­tes mit dem gelieb­ten Wesen, so fällt es auf ein­mal sehr, sehr leicht mich für die Lie­be und damit gegen das Gezan­ke zu entscheiden.
Oder für die Berühr­bar­keit und gegen die Verletzlichkeit.
Oder für das Mit­ge­fühl und gegen die Rechthaberei.
Oder ganz anders: Näm­lich dafür, dass ich zu MIR ste­he und einen Men­schen oder eine Situa­ti­on ver­las­sen muss, weil ich erken­ne, dass das Mit­ein­an­der nicht von Lie­be getra­gen ist, und auch hier nicht von ihr getra­gen sein wird.
Sich ganz ein­las­sen oder ganz frei­ge­ben sind zwei Sei­ten der­sel­ben Medaille.

Es geschieht dann nicht mehr, weil ich irgend­wo mal gehört oder gele­sen habe, dass das gut und rich­tig wäre. Nein, es ist dann eine tie­fe inne­re Erkennt­nis, weit jen­seits des Ver­stan­des und tief drin­nen im Körper.

Und jedes mal, wenn etwas wert­vol­les aus Dei­nem Leben geht, so ist der Zeit­punkt da Dich zu fra­gen: „Und? War ich ganz da? Habe ich jeden Moment aus­ge­kos­tet und nichts zurück­ge­hal­ten oder zurück­ge­wie­sen?” Und wenn ich da erken­ne, dass etwas fehl­te. Dass viel­leicht ein wenig mehr mög­lich gewe­sen wäre, so ist das sehr trau­rig und ein wirk­li­cher Anlass zu wei­nen und sich zu grä­men. Und es ist aber auch ein wirk­li­cher Anlass sich inner­lich vor­zu­be­rei­ten für das nächs­te mal, wenn die Lie­be an die Türe klopft. Den inne­ren Tem­pel zu fegen, alles zu berei­ten für die nächs­te Mög­lich­keit sich tief und noch tie­fer ein­zu­las­sen auf das, was mir begegnet.
Und ein jedes mal mehr wirst Du fest­stel­len, dass auch Dein Gegen­über ein klein wenig berei­ter ist, den Schritt in die Gemein­sam­keit zu gehen. Den­ke dar­an: Eine jede Situa­ti­on und ein jeder Mensch ist immer nur der Spie­gel Dei­ner EIGENEN Bereit­schaft Dich einzulassen!

Das Leben kann so kurz sein ohne die Liebe.
Und es kann so inten­siv sein mit ihr.
Nicht die Zahl der Lebens­jah­re ist das, was ein Leben reich­hal­tig macht. Viel­mehr das Aus­maß des sich Ein­las­sens ist der Nek­tar, wel­cher den Krug des Lebens füllt.

Alles Lie­be,
Dirk Liesenfeld.

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