Viele Menschen – Männer wie Frauen gleichermaßen – haben das Thema Eifersucht in ihrer Ehe oder Beziehung. Wie kann man Eifersucht erkennen? Lässt sie sich bekämpfen und dadurch abstellen? Ist Liebe und Vertrauen die Antwort auf das Dilemma?
Das ist schon alles oftmals recht merkwürdig. Denn der Partner oder die Partnerin muss dabei noch nicht einmal fremd gegangen sein, damit dieses ungeliebte Gefühl im Mann oder der Frau entsteht. Lass uns das mal gemeinsam erforschen…
Damit Du einen Ansatzpunkt hast, um mit diesem Problem umgehen zu können, ist es unbedingt notwendig zu erkennen, woher das ganze Problem kommt. Denn meistens macht es wenig Sinn, etwas einfach nur blindlings zu bekämpfen und zu hoffen, dass man nur kräftig draufhauen muss, dann wird es sich schon abstellen.
Das funktioniert eigentlich nirgenwo im Leben und es funktioniert ganz sicher nicht bei Menschen oder gar Gefühlen und Emotionen. Auch macht es wenig Sinn, einfach so ins Blaue irgendein Seminar zu buchen, in der Hoffnung, dass sich dadurch alles bessert. Und apropos bessern: auch die Hoffnung den Freund oder die Freundin „verbessern” zu wollen, damit man nicht mehr eifersüchtig sein muss, ist (zumindest längerfristig) ebenfalls sinnlos.
Eifersucht ist erstmal ja nichts mehr oder weniger, als eine unangenehme Emotion. Meist ist es ein brennendes Gefühl im Magen oder im Solar Plexus. Über die Zeit werden die Empfindungen dann oft stumpfer, es wandelt sich dann häufig in ein andauerndes flaues Gefühl.
Über die Zeit kann man dann tatsächlich auch körperlich erkranken. Das Gefühl – vor allem, wenn es sehr stark ist oder sehr lange schon andauert – greift mehr und mehr auf den Körper über und es entstehen Symptome wie zum Beispiel Bauchschmerzen. Und es ist sogar möglich, dass man daran so krank wird, dass bleibende Schäden entstehen oder man daran stirbt.
Es ist also – wie Du hoffentlich siehst – nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Denn in den meisten Fällen löst es sich nicht von alleine in Wohlgefallen auf. Um es zu lösen, musst du es sinnvoll angehen.
Manche Menschen sind dauerhaft eifersüchtig, andere nur in oder bei bestimmten Anlässen. Doch meist ist es ein Zustand, der nicht nur auf einen Menschen oder einen kleinen Lebensabschnitt begrenzt ist. Und das ist auch schon ein sehr wichtiges Unterscheidungskriterium. Nämlich die Frage, was die wirkliche Ursache davon ist? Sind es immer andere Ursachen und im restlichen Leben war und bin ich frei von dieser Last, oder kehrt es immer wieder. Scheinbar immer Neu, aber in Wirklichkeit in immer neuen Kleidern nur?
Nach meiner Erfahrung gibt es nur wenige Situtationen, in welcher Menschen absolut zu Recht eiferüchtig sind. Zum Beispiel, wenn man in einer als klar definierten monogamen Beziehung lebt und der Partner oder die Partnerin heimlich fremd geht oder gar eine parallele Beziehung beginnt. Doch selbst in offenen Partnerschaften oder in der Polyamorie gibt es Konstellationen, die einfach nicht in Ordnung sind. Beispielsweise, wenn einer der beiden Geliebten in eine neue Liebschaft einsteigt und für den ursprünglichen Partner kaum mehr Zuwendung übrig bleibt.
Andererseits gibt es auch nur ziemlich wenige Situationen, in welcher man mit dieser schmerzhaften Emotion völlig unrecht hat. Das erkennt man meist daran, dass sich dieser Leidensdruck im Leben immer wieder zeigt: an den unterschiedlichsten Konstellationen und mit den verschiedensten Menschen.
Meistens ist es – und das macht es so schwierig – eine Mischung. Es gibt in den meisten Fällen eine Ursache für die Eifersucht, doch die Art und das Ausmaß der Reaktion darauf ist dann eben häufig nicht angemessen. Ich erzeuge dann manchmal einzig durch meine unangemessene Reaktion das, was ich eigentlich gar nicht haben möchte: Schmerz, Leid, Trennung, Enttäuschung, Verrat, Misstrauen und Angst.
Die meisten Menschen haben mit ihren Emotionen keinen guten Umgang. Oft neigt man zu extremen Strategien. Entweder man reagiert gar nicht, in dem man es herunter schluckt. Oder man reagiert über, in dem man um sich haut – verbal oder gar körperlich. Tatsächlich hat das eine auch sehr stark mit dem anderen zu tun. Schlucke ich emotionale Zustände zu lange herunter, werde ich irgendwann explodieren. Umgekehrt: wenn ich immer wieder explodiere, werde ich mich bemühen meine Gefühle zu disziplinieren. Disziplinieren ist dabei meist nur ein anderes Wort für „herunterschlucken”.
Es gibt jedoch auch eine dritte Mögichkeit des Umgangs mit Emotionen. Vor allem mit den ungeliebten.
Ich kann versuchen sie anzunehmen und zu lieben.
WAS? Mein Partner betrügt mich nach Strich und Faden und ich soll es auch noch gut finden?
Nein. Das meine ich nicht. Im Gegenteil. Zu lieben heißt, vor allem erst einmal es ganz wahrzunehmen. Das letztliche Resultat kann dann sogar sein, dass man sich sogar von dem Partner trennt, da er nicht zu meinem Lebensweg passt. Doch das geschieht dann eben nicht in Hass und Wut. Es geschieht dann getragen von einer stillen inneren Gewissheit. Einem für sich selbst einstehen, welches von Liebe getragen ist. Doch dazu gelangst Du nur, wenn Du vorher diesen inneren Schritt der Wahrnehmung und des Innehaltens gegangen bist.
Du kannst es probieren und ich bin mir sicher, dass Du das auch schon gemacht hast. Vielleicht in einer aktuellen Situation, vielleicht in einer vergangenen. Doch das, wogegen Du kämpfst und das, was Du versuchst aus Deinem Leben zu werfen, kommt früher oder später wieder zur Hintertüre hinein.
Was es braucht, ist ein gänzlich neuer Denkansatz. Das, was mir weh tut nicht als störendes Element im Leben zu betrachten, dass man bekämpfen und vernichten muss. Das wäre so, als würde Dir Dein Arm schmerzen und anstatt zu schauen, was los ist, würdest Du ihn abhacken. Da wäre es doch viel sinnvoller hinzusehen und zu schauen, was das Problem ist, oder?
„Aaaahhh – da steckt ja ein Dorn drin und die Stelle hat sich entzündet und eitert.”
Oookeeeehhh, jetzt erstmal den Dorn vorsichtig heraus ziehen. Jetzt die Wunde reinigen und viel Licht und Luft dran. Dann wird das schon wieder.
Und genau so ist es auch bei emotionalen Schmerzen. Sie wollen uns auf etwas hinweisen. Und je mehr es weh tut, desto wichtiger ist die Botschaft dahinter.
Was könnte uns also der Eifersuchtsschmerz sagen wollen? Nun, da gibt es sehr viele Möglichkeiten. Zwei extreme Ausprägungen in die eine und andere Richtung könnten sein:
Es stimmt etwas nicht an der gesamten Situation. So kann es in der Beziehung nicht weiter gehen -> Mögliche Lösungen: Ein klärendes Gespräch, oder etwas an den Vereinbarungen ändern oder sogar Trennung
In mir ist eine stark bedürftige Seite, die nie genug bekommt -> Mögliche Lösungen: Ich muss ganz unabhängig von den äußeren Umständen da mal ran. Vielleicht benutze ich meinen Partner als Papa-Ersatz?
Wie vorhin schon erwähnt. Meist ist die „Wahrheit” irgendwo dazwischen. Es gibt meistens einen realen Auslöser, doch die Wirkung in mir wird durch innere alte „Wunden” verstärkt.
Sehe den inneren Schmerz als Hinweis darauf, dass Du genauer hinsehen solltest. Das ist meist nicht mit einem raschen Blick getan. Du solltest Dir dafür Zeit und Raum nehmen.
Wie gesagt: es geht eigentlich immer um einen inneren Heilungs- und Reifungsprozess. Es geht um das Potential zu wachsen. Diesem Schritt solltest Du Dich als erstes stellen. Erst wenn das im Inneren getan ist, kann überhaupt sinnvoll entschieden werden, was im Außen zu tun ist. Dann ist Deine Aktion oder Entscheidung kraftvoll, liebevoll und wirkungsvoll.
Das innehalten und hinsehen ist nicht leicht. Denn dadurch spürt man zuerst den Schmerz und die Pein noch stärker als zuvor. Es erscheint in dem Moment als unaushaltbar und man MUSS doch jetzt was machen. Mal mindestens den Menschen, der das (scheinbar) verursacht hat, erschlagen und vierteilen.
Wenn es Dir gelingt, diesem inneren Drängen ganz bewusst still zu halten und in Dir zu forschen, wohin Dich dieses Leid führt… Das ist eine KriegerInnen-Aufgabe. Hier liegt das Potential für ein Leben in völliger Freiheit. Freiheit, die tiefe Verbindung mit einschließt.
Möglicherweise hilft an diesem Punkt dann tatsächlich auch ein Seminar oder Einzelarbeit, wie zum Beispiel ein Retreat oder eine Session. Doch erst, wenn man den Dorn im Arm beginnt zu erahnen, macht das wirklich Sinn.
Man sagt:
„Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper„
oder
„Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz”
Und eigentlich genauso ist es auch hier:
„Eine gesunde Emotionalität kennt keine Eifersucht”
Eine gesunde innere Welt kann entweder das tragen, was sinnvollerweise zu tragen ist, oder sie kann sich in Leichtigkeit und Liebe von dem lösen, was nicht mehr zu Dir gehört und nicht mehr Deinem Wachstum dient.
Alles Liebe,