Ich werde das immer mal wieder gefragt: Was ist eigentlich der Sinn des Lebens? Wozu sind wir auf der Erde? Wie sollte man leben?
Interessanterweise werde ich das meist von Menschen gefragt, denen es gerade nicht so gut geht. Die vielleicht gerade etwas traurig, oder unmotiviert, oder gar verzweifelt sind. Noch nie wurde mir diese Frage gestellt von einem Menschen, der gerade überschäumend glücklich ist.
Ja – ist ja auch klar, wirst Du vielleicht sagen. Warum sollte jemand, bei dem alles super läuft, solch eine Frage stellen?
Ja. Warum sollte man das tun? Vielleicht weil man irgendwann kapiert hat, dass diese Hochphasen ganz sicher wieder enden, und man je tiefer fällt, je höher man vorher geschwebt ist. Bei manchen Menschen passiert das alle paar Jahre. Andere erleben dies alle paar Monate. Es gibt sogar Menschen die wechseln die emotionalen Zustände alle paar Tage oder gar Stunden. Das wird dann als Bipolar oder Borderline bezeichnet. Aber eigentlich ist es doch nichts anderes, als das, was bei den allermeisten Menschen ebenso beobachtbar ist – nur halt ausgeprägter. Aber im Kern ist es doch ein- und dasselbe, oder nicht?
Ich habe mir angewöhnt vor allem dann genauer hinzusehen, wenn das Leben scheinbar perfekt läuft. Denn wenn es mir „nicht so gut geht” habe ich mehr als genug damit zu tun, dem still zu halten. Möglichst wenig zu zappeln. Einfach ruhig damit zu werden und mich auf mich selbst wieder zu besinnen. Meditativ sein halt. Und ich habe folgendes dabei entdeckt:
In den Zeiten, in denen ich mich „klasse fühle”, läuft halt einfach alles so, wie ICH es will. Und in den Zeiten, in denen ich „down” bin, läuft es halt einfach nicht so, wie ICH es will. Heute morgen zum Beispiel habe ich auf unsere Teilnehmerliste geschaut und es hatten sich zwei neue Teilnehmer angemeldet: WOW, schon 26 Teilnehmer und noch ein Monat hin bis zum Seminar. Ja, sooo soll das sein. YES! Life’s a party… The world is my oyster… all so ein Zeugs halt.
https://www.youtube.com/watch?v=dEdxD_juHPA
Jaaa, aber was wäre denn, wenn heute morgen 4 Teilnehmer abgesagt hätten und wir dadurch nur vielleicht 6 Teilnehmer hätten, das Seminar nächste Woche schon stattfinden sollte…? Was wäre dann? Wäre dann das Leben immer noch eine Party? Nein, sie wäre eine Bitch Und die Welt meine Auster? Vermutlich nicht. Höchstens noch ein alter Hamburger. Oder ein Stück trockenes Pumpernickel.
Es sei denn, ich würde erkennen, dass sich außer diesem relativ bedeutungslosen Detail nichts wirklich in der Welt verändert hätte. Es sei denn, ich würde in der tiefsten Essenz erkennen, dass mein Wohlbefinden so sehr davon abhängt, ob’s nach meinem Kopf geht, oder nicht.
Vielleicht aber ist es ja sogar so, dass Dich das Leben so sehr liebt, dass es Dir manche Wünsche einfach nur deshalb versagt, um Dich von Schaden zu bewahren… oder um Dir einen Impuls zu geben, dass Du in jedem Moment über Dich selbst hinauswachsen kannst?
Möglicherweise geht es in diesem Leben ja gar nicht darum, was wir „erreichen”? Sondern um die Erfahrungen, die wir machen – in jedem Moment. In unseren Zeiten des sogenannten Erfolges, aber – und ja vielleicht sogar vor allem da – wo wir uns „nicht so gut” fühlen.
Die Meisterhaftigkeit eines Menschen zeigt sich nicht da, wo alles Tip-Top läuft. Sie zeigt sich in den Zeiten, in welchen wir straucheln und nicht mehr wissen, was richtig und falsch ist. Wenn wir selbst und vor allem in unseren schwachen Momenten würdevoll, offen und berührbar bleiben können. Wenn wir selbst dann der Liebe, der Freundschaft und dem Mitgefühl verpflichtet bleiben. Unverbrüchlich.
Es ist dann nicht mehr wichtig in welcher Beziehung ich stecke, welchen Job ich derzeit habe, an welchem Ort ich lebe. In dieser Erkenntnis steckt auch die Klarheit darüber, was gerade meinem Wachstum dient und was nicht. Und ich kann dann das loslassen, was einfach nicht mehr passt und mich auf das einlassen, was mir gerade wohltut. Jenseits von Ängsten, Konditionierungen und Mangeldenken.
Was IST also der Sinn im Leben?
Es GIBT keinen – außer vielleicht die Ausrichtung „mehr zu sein”,
wenn wir diese Erde wieder verlassen, als wir waren,
als wir sie betreten haben.
Kurz gesagt: zu wachsen…
Und wäre das denn nicht genug?
Alles Liebe,
Dirk Liesenfeld.
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