Für Sin­gles, die sich ein­sam fühlen

Fol­gen­de Anfra­ge bekam ich heu­te. Ich fin­de sie sehr span­nend, des­halb habe ich sie hier ver­öf­fent­licht und auch mei­ne Ant­wort dazu.

Lie­ber Dirk,
ich besu­che hin und wie­der dei­ne Web­sei­te, ich lese öfters was du so schreibt und ich schaue ger­ne dei­ne Vide­os bei You­Tube. Es ist inter­es­sant, wie du ver­schie­den The­ma und ver­hal­ten der Men­schen anspricht, über  Part­ner­schaft, Schwan­ger­schaft u.z.w. Hast du schön dar­an gedacht auch ein wenig die Men­schen erwäh­nen die allein sind die weder Bekann­ten, Freun­den, Part­ner haben? Ja, sol­che Men­schen gibt auch sogar sehr viel. Ich bin eine davon.
Es wäre schön eine Video von dir zu sehen gäbe, in dem du die allein ste­hen­den Men­schen auch ein Paar Wor­te zum nach­den­ken sagst.

In die­sem Video möch­te ich das Wort an die Sin­gles rich­ten. Vor allem – aber nicht nur – an die­je­ni­gen, die mit ihrem Bezie­hungs­sta­tus nicht ein­ver­stan­den sind, sich also ein­sam füh­len. Was ist über­haupt: die Ein­sam­keit? Und tritt sie über­haupt nur auf bei Sin­gles? Und löst sich die Ein­sam­keit bei Sin­gles auf, wenn sie auf ein­mal in Part­ner­schaft sind?

Nach mei­ner Erfah­rung gibt es genau­so vie­le ein­sa­me Men­schen unter den Sin­gle wie unter den Bezie­hungs-Men­schen. Genau­so, wie es genau­so vie­le sich arm füh­len­de Men­schen unter den Rei­chen geht, wie unter den­je­ni­gen mit wenig Geld. Wer sich arm fühlt, des­sen Gedan­ken krei­sen ste­tig bewusst oder unbe­wusst ums Geld. Wie gesagt, das gilt auch und viel­leicht sogar beson­ders für wohl­ha­ben­de Menschen.

Und ganz ähn­lich ist es eben auch mit der Ein­sam­keit. So vie­le Men­schen in Bezie­hun­gen, die von Part­ner­schaft zu Part­ner­schaft wech­seln in der trü­ge­ri­schen Hoff­nung, beim nächs­ten Part­ner wäre alles anders, der nächs­te Part­ner wäre end­lich der richtige.
Was ist also der unter­schied zwi­schen dem allei­ne Sein und der Einsamkeit?
Hier mein Video dazu:


Ich sit­ze ja auch gera­de ganz allei­ne in die­sem Raum, in die­sem Haus, ja sogar in die­sem Wald­stück in dem ich lebe. Kei­ner da… außer ein paar frie­ren­de Rehe und Füch­se. Doch ich füh­le mich nicht ein­sam, ganz im Gegen­teil ich genie­ße die­se Stil­le hier und dass ich ganz für mich sein kann.
Nun gut könn­te man sagen, hast ja auch die letz­ten Tage im Kreis Dei­ner Freun­de und Fami­lie ver­bracht und wirst in ein paar Tagen das wie­der tun. Ja, das stimmt. Ich habe leicht reden.

Aber ich ken­ne auch sehr gut die Erfah­rung ohne Part­ne­rin, Fami­lie und Freun­den zu sein. Ich ken­ne das nagen­de Gefühl der Ein­sam­keit im Her­zen und wie es einen Schat­ten auf das gan­ze Leben wirft. Nichts erscheint mehr reiz­voll, alles ist schwer, sinn­los und ohne Freu­de. Doch genau das kann der wich­tigs­te Punkt im Leben sein, denn ein jeder Mensch wird dort letzt­lich landen.

Wir wer­den allei­ne gebo­ren, gehen letzt­lich allei­ne durchs Leben und wer­den allei­ne ster­ben. Natür­lich begeg­nen wir Men­schen auf die­sem Weg, doch tief drin­nen in uns sind wir allei­ne, immer! Wir stre­ben nach Ver­bin­dung und Ver­schmel­zung, doch die­ses Stre­ben ist ver­geb­lich. Es gibt Momen­te und Zustän­de, in wel­chem wir das ver­ges­sen, wo wir den­ken, dass es anders wäre: wäh­rend wir ver­liebt sind, oder beim Sex, oder unter Drogeneinfluss.

Doch das was uns letzt­lich immer wie­der ein­holt, ist allei­ne Sein. Und das ist auch gar nicht schlimm, es sei denn wir wür­den uns dem ver­weh­ren. Es anders haben wol­len. Dann wird das Allein­sein sehr schnell zur Ein­sam­keit und beginnt mehr und mehr unser Den­ken und Han­deln zu dominieren.

Ich kann mich gut erin­nern Weih­nach­ten und Neu­jahr vor ein paar Jah­ren. Ich war der ein­sams­te Mensch der Welt und es war wirk­lich fürch­ter­lich. Ich weiß nicht, was mich gerit­ten hat, aber ich ent­schied mich spon­tan die Weih­nachts­fei­er­ta­ge und Neu­jahr in Paris zu ver­brin­gen. Also buch­te ich einen Flug und lan­de­te am Flug­ha­fen Charles-de-gaul­le außer­halb von Paris. In mir war nur Ein­sam­keit, es war kein Raum für ande­re Gefüh­le und so hat­te das außen auch kei­ne ande­re Mög­lich­keit als dies wider­zu­spie­geln. Ich kam an und mein Gepäck war wäh­rend des Flu­ges ver­schwun­den [Fort­set­zung im Video]

11 Kommentare zu „Sin­gles“

  1. ich ver­such das gera­de auf mich zu über­tra­gen. ich habe das gefühl, wenn ich auf­hö­re zu kämp­fen, dann über­schwem­men mich erst recht ver­las­sen­sein-gefüh­le (k.a. ob das das glei­che ist wie ein­sam­keit) und alles kommt in mir zum erlie­gen. ich bin nichts mehr und ich will nichts mehr. mein kampf bezieht sich glau­be ich eher auf das nicht zu groß wer­den lass­sen die­ser gefüh­le, als auf die ablehnung.
    das sein anneh­men so wie es ist – das ist der schlüs­sel. kraft­rau­bend, dass ich das immer wie­der aufs neue tun muss. und auch immer wie­der ver­ges­se. und es sich oft auch unmög­lich anfühlt.

    1. Lie­be Sohpie,

      durch genau die­se Gefüh­le gilt es durch­zu­drin­gen. Der Kampf dage­gen stärkt sie nur und bringt Dich wei­ter weg von Dei­ner eigent­li­chen Kraft und Quel­le. Alles, was Kraft raubt, ist die fal­sche Rich­tung, ist der Kampf. All das, was in Dir zum erlie­gen kommt, wenn Du auf­hörst zu kämp­fen, ist das, was auch zum erlie­gen kom­men muss. Dahin­ter beginnt dann eine tie­fe­re Schön­heit und Freiheit.

      Alles Lie­be,
      Dirk.

  2. Hm, das kenn ich- die Angst, in dem Gefühl zu ertrin­ken. Ges­tern fürch­te­te ich, am Glück zu ersti­cken- aber letzt­end­lich ist auch die­ses Gefühl dahin­ge­gan­gen, wo es her­kam- in mich (aus mir) (durch mich hin­durch. Lie­be Grü­ße und saug dich voll mit Kraft, anstatt sie Dir rau­ben zu lassen! 

  3. Hab mir die­ses Video in den letz­ten Tagen öfters ange­schaut. Es macht alles total Sinn aber ich mer­ke wie schwer es mir fällt, an die­sen Punkt der Akzep­tanz zu gelan­gen und wie sich ein Teil in mir dage­gen wehrt. Vor allem, weil mir bewusst ist, dass es für mich nicht „nur” eine Pha­se ist, im Sin­ne von, dass da halt im Moment gera­de nie­mand an mei­ner Sei­te ist, son­dern dass ich es 15 Jah­re lang (unbe­wusst) ver­hin­dert habe, die Lie­be voll und ganz in mein Leben zu las­sen. Weil ich immer gedacht habe, der Rich­ti­ge sei ein­fach noch nicht da. Mir die­ser Illu­si­on bewusst gewor­den zu sein, ist ver­dammt hart.… Und ich habe das Gefühl, dass akzep­tie­ren allei­ne bei mir nicht aus­reicht, son­dern dass ich die­sen Schal­ter in mir umzu­stel­len muss vom Man­gel und der Iso­la­ti­on auf die Lie­be und die Fülle.…
    Nadine

    1. Lie­be Nadine,

      mit „müs­sen” wirst Du da gar nichts errei­chen. Die Selbst­er­kennt­nis setzt sich aus zwei Kom­po­nen­ten zusam­men: Die Ein­sicht (Klar­heit, Ehr­lich­keit und Genau­ig­keit) und die Lie­be – in dem Fall zu Dir selbst. Sei ruhig sanft und mit­füh­lend mit Dir. Stel­le Dir vor, Du sprä­chest mit Dei­ner eige­nen Toch­ter dar­über. Wür­dest Du ihr sagen: „Du musst jetzt…” Sicher­lich nicht.
      Sei mit­füh­lend mit Dir, traue­re viel­leicht den 15 Jah­ren sogar nach, aber ohne Bit­ter­keit und Selbst­vor­wurf. Durch die­se 15 Jah­re hast Du viel­leicht mehr als die meis­ten ande­ren Men­schen erfah­ren, wie wich­tig Part­ner­schaft und Ein­las­sen ist.
      Ich hab Dich lieb.
      Du Dich auch?

      Alles Lie­be,
      Dirk.

  4. Lie­ber Dirk,
    Dan­ke für dei­ne Wor­te. Das mit dem Mit­ge­fühl ist halt so ein Ding bei mir. Wenn ich an mein inne­res Kind den­ke, dann kommt das Mit­ge­fühl sofort. Den­ke ich an mei­ne jet­zi­gen Lebens­um­stän­de wer­de ich oft unge­dul­dig, wütend und füh­le mich unwert. Aber die­se Umstän­de kom­men ja letzt­end­lich durch das inne­re Kind, das sich nach Lie­be sehnt und sie dann doch nicht anneh­men kann. Also darf (nicht muss) ich mich dem Klei­nen wohl noch etwas mehr widmen.
    Ja ich habe mich lieb!
    Herzlich,
    Nadine

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