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Sexua­li­tät, die 58.

Schon wie­der ein Text über Sex!

Oder: War­um Sexua­li­tät die viel­leicht miss­ver­stan­dens­te Sache der Welt ist.

Nun – ich habe ja schon eini­ge Vide­os und sogar DVDs über Sexua­li­tät gemacht und man könn­te mei­nen, dass dar­über alles gesagt und geschrie­ben wur­de, was man nur sagen und schrei­ben kann. Doch ein Aspekt der Sexua­li­tät wird lei­der häu­fig aus­ge­spart. Ein Aspekt, der sehr stark mit Moral und Tabu behaf­tet ist. Und die­ses Video ist eines, wel­ches ver­mut­lich die Mei­nun­gen tei­len wird.
Das, wor­über ich nun hier spre­che, wird Dich mög­li­cher­wei­se sehr her­aus­for­dern und dar­auf reagie­ren die aller­meis­ten Men­schen mit Abwehr, Wut und – manch­mal sogar – mit offe­ner Agression.

So, jetzt habe ich es aber span­nend gemacht.
Doch es ist ein heik­les The­ma. Ich habe das schon mehr­fach von Außen erlebt – am deut­lichs­ten bei einem gro­ßen, wei­sen Men­schen, der mir sehr am Her­zen liegt: Samu­el Widmer.

Man­che ken­nen ihn viel­leicht, man­che nicht. Er hat vor vie­len Jah­ren auch ein Tabu­the­ma auf­ge­grif­fen: Den Inzest – also die sexu­el­le Bezie­hung zwi­schen eng ver­wand­ten Men­schen. Sei­ne Mei­nung dazu war NICHT, dass Inzest toll ist. Doch sei­ne Mei­nung war, dass es auch so etwas gibt, wie den soge­nann­ten „ehr­ba­ren Inzest” und die­ser nach sei­ner Erfah­rung in vie­len Fäl­len eben­so schreck­li­che Kon­se­quen­zen haben kann, wie der bru­tal voll­zo­ge­ne Inzest.

Was ist nun der „ehr­ba­re Inzest”? Nun, wenn ein Kind zum Jugend­li­chen wird, dann gibt es eine Pha­se, in wel­cher in dem jun­gen Men­schen die Sexua­li­tät erwacht. Das Mäd­chen wird zur jun­gen Frau, der Kna­be zum jun­gen Mann. In die­ser Zeit sind die Eltern und manch­mal auch die Geschwis­ter damit kon­fron­tiert, dass sich in die­sem – ja ich nen­ne es jetzt mal – „Halb­kind” sexu­el­le Regun­gen zei­gen. Und sehr oft rich­ten sich die­se zu aller­erst auf die Eltern oder ande­re ihm nahe­ste­hen­de Verwandte.
Der jun­ge Mann tes­tet sei­ne neue Gabe – in aller Unschuld – oft in Rich­tung Mut­ter und das jun­ge Mäd­chen oft in Rich­tung Vater. Manch­mal auch in Rich­tung der Geschwis­ter, oder eines Onkels bzw. einer Tante.
https://www.youtube.com/watch?v=dfKYHtVydQ4

Das erschreckt die meis­ten erwach­se­nen Men­schen sehr – sie kön­nen damit nicht umge­hen und es ist noch dazu in nahe­zu allen Kul­tu­ren schlicht­weg ver­bo­ten. Was tun? In den meis­ten Fäl­len läuft es dann so ab, dass die über­for­der­ten Erwach­se­nen so reagie­ren, dass gro­ßer Scha­den in der sexu­el­len Ent­wick­lung der Kin­der pas­siert. Ent­we­der es pas­siert der soge­nann­te „bru­tal voll­zo­ge­ne Miss­brauch”, oder die kom­plet­te Zurück­wei­sung der kind­li­chen Sexua­li­tät und damit meist eben lei­der der Abbruch der Bezie­hung zwi­schen Vater und Toch­ter, zwi­schen Mut­ter und Sohn.

Und letz­te­res ist – nach Mei­nung von Samu­el Wid­mer – eben­so schäd­lich wie ersteres.
Was tun? Dar­auf gibt Samu­el Wid­mer kei­ne pau­scha­le Ant­wort, weil es kei­ne geben kann.
Eigent­lich plä­dier­te er immer wie­der nur dafür, dass Eltern und die Gesell­schaft sich die­sem The­ma stel­len soll­ten und dass man dar­über spre­chen soll­te. Das es die­se The­ma­tik über­haupt gibt. Das war eigent­lich alles.

Doch allei­ne das Anrüh­ren die­ser The­ma­tik lös­te einen Orkan der Ent­rüs­tung aus. Was danach folg­te gleicht einer moder­nen Hexen­ver­fol­gung und hat mit Mensch­lich­keit nicht mehr viel zu tun. Ich habe das stre­cken­wei­se ver­folgt und dach­te mir immer: „Hey Wahn­sinn. Das gab es vor 2000 Jah­ren schon­mal. Da hat jemand gesagt: >Wow, Leu­te – Lie­be ist echt toll< und ist dafür ans Kreuz geschla­gen worden.

Ah – jetzt schwei­fe ich aber ein wenig ab…
Ich woll­te eigent­lich über etwas ande­res spre­chen – aber das hier fin­de ich jetzt auch recht spannend.
Aber zurück zum Thema.

Das Pro­blem mit der Sexua­li­tät ist, dass die aller­meis­ten Men­schen sie nicht als das sehen, was sie ist.

Ent­we­der sie wird baga­tel­li­siert oder ver­göt­tert. Ent­we­der sie ist kaum mehr als eine Kör­per­übung zur Lust­be­frie­di­gung, oder sie ist kaum weni­ger, als eine hei­li­ge Hand­lung. Bei­des dient jedoch nur der inne­ren Abwehr.

Ver­stehst Du?
Neh­men wir mal als Bei­spiel zwei fik­ti­ve Men­schen: Mada­na und Axel
Mada­na ist eher so von spi­ri­tu­el­ler Natur, Axel eher so der Typ Bauarbeiter.
Axel kommt abends vom Bau, will sich noch­mal schnell über sei­ne Tus­si rüber­rol­len, ein Bier­chen zoschen und dann schla­fen. Damit fin­det kei­ne tie­fe Ver­bin­dung statt – zwi­schen ihm und sei­ner Part­ne­rin. Es fehlt die Tiefe.

Mada­na dage­gen hat den gan­zen Tag medi­tiert und bevor sie sich mit ihrem soge­nann­ten See­len­part­ner trifft, singt sie noch ein Man­tra, damit sie gut in ihrer ener­ge­ti­schen Mit­te blei­ben kann. Sie ist sehr damit beschäf­tigt, dass wirk­lich alles stim­mig ist und durch­gän­gig mit ihrer Schoß­rau­m­ener­gie ver­bun­den. Auch so fin­det kei­ne Ver­bin­dung statt. Es fehlt die Wildheit.

Was ist also die Sexua­li­tät tatsächlich?
Sie ist nicht mehr und nicht weni­ger als das Bin­de­glied zwi­schen unse­rer arachai­schen Mensch­lich­keit und unse­rer eso­te­ri­schen Göttlichkeit.
Die Sexua­li­tät so betrach­ten zu kön­nen, erfor­dert einen rie­si­gen Spagat.
Einer­seits muss ich in der Lage sein, mich für die fei­nen Ener­gien zu öff­nen – also eben für mei­ne tiefs­ten Gefüh­le, für mei­ne Empa­thie, für mei­ne Lie­bes­fä­hig­keit. Ande­rer­seits ist eben dies für den Wild­heits­aspekt der Sexua­li­tät fast schon eine Zwangs­ja­cke. Wie kann mir also gleich­zei­tig all das – ich sage jetzt mal – „Gefühls­du­se­li­ge” gra­de mal wurscht sein? Die Wild­heit der Sexua­li­tät will sich ein­zig und allei­ne dem Kör­per­li­chen hin­ge­ben. Sie will sich kör­per­lich aus­to­ben und das Gegen­stück zum rest­li­chen kon­trol­lier­ten Leben sein.

In der Sexua­li­tät ver­ei­nen sich alle Antei­le von mir miteinander:
Mein unschul­dig-ver­spiel­tes Kind,
mein wil­der Jugendlicher,
mein rei­fer Erwachsener.

Und auch mei­ne schein­ba­ren Gegensätze:
Mei­ne Gött­lich­keit und mei­ne Menschlichkeit.
Mei­ne Hei­lig­keit und mei­ne teuf­li­sche Seite.
Mei­ne Rein­heit und mei­ne Verderbtheit.

Kann ich all das da las­sen, fin­det all das in mir Platz, so erle­be ich eine Art von Sexua­li­tät, die anders nie mög­lich wäre. Die meis­ten Men­schen wer­den das nie in ihrem Leben erleben.
Aber war­um nicht?
Weil es sehr viel Mut braucht, sich all die­sen Ele­men­ten in Dir zu stel­len. Es ist leicht – so wie Axel – ein­fach nur zu vögeln. Es ist nicht viel schwe­rer auf einer spi­ri­tu­el­len Wel­le zu sur­fen und gar nicht mehr im natür­li­chen Mensch­sein zu weilen.

Aber bei­des zusam­men ist eben eine toll­dreis­te Ange­le­gen­heit. Es ist einer­seits die Öff­nung für all das Sen­si­ble und Ver­letzt­li­che in Dir und ande­rer­seits das Ein­las­sen auf das Gro­be und Wilde.

Viel­leicht wird es an einem Bild deut­li­cher: Elfen in einem Raum mit feins­tem Por­zel­lan sind unpro­ble­ma­tisch. Ele­fan­ten in einem Tal vol­ler Stei­ne auch. Aber wer wür­de schon frei­wil­lig den Ele­fan­ten in den Por­zel­lan­la­den las­sen? Was da alles pas­sie­ren kann?

Und tat­säch­lich geht es auch vie­len Men­schen so, wenn sie sich anfan­gen auf den Weg der Selbst­er­kennt­nis zu machen. Tat­säch­lich ist die Sexua­li­tät der aller­bes­te Grad­mes­ser dafür, wo ich auf mei­nem Weg der Lie­be ste­he und wenn ein Axel auf ein­mal sich in der Sexua­li­tät berühr­bar macht und öff­net für die vie­len Mil­lio­nen sanf­ten Nuan­cen in ihm – das ist rich­tig heftig.

Und wenn eine Mada­na sich auf ein­mal traut wie­der auf das Mensch­lich-Kör­per­li­che ein­zu­las­sen, macht das ein­fach Angst – das kann rich­tig bedroh­lich und schmerz­haft grob wir­ken zu Beginn. Und das macht dann so vie­len Men­schen Angst und sie gehen dann lie­ber wie­der zurück in die Iso­liert­heit, weil sie sich dar­in ver­trau­ter und gebor­ge­ner fühlen.

Und dar­an ist ja auch nichts falsch.

Es ist dort halt ein­fach nicht so leben­dig, wie es sein könnte.

Für mich ist die Sexua­li­tät in ihren vie­len Nuan­cen etwas all­täg­li­ches. Wie die schö­nen Blu­men, die ich so häu­fig sehe. Oder die beein­dru­cken­den Wol­ken am Him­mel. Oder die Son­ne in ihrer unfass­ba­ren Schön­heit. Die Sexua­li­tät ist für mich all­täg­lich und doch so unfass­bar schön, wie das Wun­der des Lebens. Und des­halb genie­ße ich die­ses gött­li­che-irdi­sche Geschenk mit allen Sin­nen und in reli­giö­ser Inbrunst.

Dies mit ande­ren Men­schen zu erle­ben ist für mich geleb­tes Tan­tra und manch­mal wer­de ich gefragt: Wenn Du mit vie­len Frau­en Sex hast – ist dann über­haupt jede ein­zel­ne für Dich etwas besonderes?

Und mei­ne Ant­wort ist dann: Jede Begeg­nung ist für mich abso­lut in mei­nem Ein­las­sen und den­noch etwas ganz selbst­ver­ständ­li­ches. So selbst­ver­ständ­lich und den­noch Ein­zig­ar­tig, wie die Blu­men am Weg, die Vögel in den Bäu­men und die Son­ne am Him­mel. Es ist Viel­falt und Fülle.

Sexua­li­tät ist damit in ihrer tiefs­ten Essenz die Fähig­keit sich ganz selbst­ver­ständ­lich, ohne jede Begren­zung mit Kör­per, Geist und See­le ein­zu­las­sen auf mich und mein Gegen­über gleichzeitig.

Alles Lie­be,
Dirk.

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