Immer wieder und seit vielen Monaten kreise ich (wie Frau Elster um den Silberlöffel) über die Themen des Lebens, die ihr u.a. auch in Eurer Internetpräsenz öffnet. Ihr wirkt in Eurer Präsenz auf mich (zumindest erstmal virtuell) sympathisch und ehrlich, vor allem aber überzeugt lebend. Man könnte den Eindruck bekommen, das Leben ist eine süße Leichtigkeit, wenn man erstmal über die Hürden geklettert ist. Die Menschen scheinen ja wirklich verwandelt zu sein und Erkenntnisse zu pflegen, nachdem sie ein Seminar besucht haben.
Nun, irgendwie ist es auch so. Das Leben ist zwar nicht gänzlich sorgenfrei, wenn man die tiefste Natur der Sorgen erfasst hat, doch haben die Sorgen ihren richtigen Platz bekommen und „stören” daher nicht mehr – nicht intellektuell, sondern durch persönlichste Erfahrungen. Diese Erkenntnisse braucht man dann auch nicht mehr zu „pflegen”. Ist eine Erkenntnis wahrhaft erblüht, so ist sie so komplett, dass es sich so anfühlt, als wäre es nie anders gewesen.
Ich mache mir viele Gedanken über eine mögliche Seminar-Teilnahme, kann darüber auch herrlich mit einer guten Freundin philosophieren, die genauso suchend ist wie viele unter uns. Ich glaube fest daran, dass eine Veränderung des Bisherigen möglich ist, habe aber Bedenken dass die Zeit ungenutzt vertan bleibt und die Hürden einfach zu hoch sind. Das ist etwas unkonkret oder?
Nein gar nicht. Nur einfach zu „kopfig”. Du hast eine starke Intelligenz und diese hat Dich auch bis hierher gebracht. Doch auf dieser Ebene ist das Dilemma des Lebens eben nicht lösbar, wie Du ja schon beginnst zu erahnen.
Ich möchte einige Fragen zu den Seminaren stellen um einer Entscheidung zur Teilnahme näher zu kommen. Wie viele Menschen sind in der Regel vor Ort?
Das ist oft sehr unterschiedlich, unsere kleineren Gruppen sind so um ein Dutzend, die größeren Gruppen gehen bis über 30 Teilnehmer. Jede Gruppengröße hat ihren eigenen Charme und passt dann auch als Erfahrungsraum.
Finden Vorgespräche statt, z.B. über die Erwartungen der Teilnehmer (um Prävention zu betreiben)?
Nein. Es sei denn, es wird erfragt – so wie jetzt hier. Prävention ist aber unserer Ansicht nach nicht nötig und vielleicht sogar noch nicht einmal möglich. Wir hatten bislang noch nie den Fall, dass ein Teilnehmer nicht seinen Platz in der Gruppe gefunden hätte. Unsere Seminarthemen bilden sich durch das, was die Teilnehmer mitbringen. Und da zählt ein jeder einzelne.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die meisten in eine (Gruppen)Harmonie einfinden und sich in dem fremden Rahmen öffnen können.
Eine Gruppenharmonie entsteht tatsächlich nur, wenn sich wirklich ausnahmslos ALLE für den fremden Rahmen öffnen können. Dies war bislang bei jedem unserer Seminare der Fall.
Deine Frage ist vielleicht aber eher: „Was passiert, wenn ich mich nicht für den fremden Rahmen öffnen kann…?”
Das sich öffnen wäre ja unter guten Freunden schon schwierig.
Ja, unter „guten Freunden” und auch Partnern sind manchmal so tief eingefahrene Muster, dass die Liebe kaum mehr einen Raum findet. Daher ist es oft erstmal leichter sich mit Hilfe unbekannteren Menschen zu begegnen.
Was ist mit denen, die dies nicht können?
Sie bekommen den Raum dafür es nicht zu können. Das ist oft schon die Auflösung des Dilemmas. Ein jeder Mensch wünscht sich „dabei” zu sein und in Kontakt mit Menschen zu sein. Ein „nicht-wollen” ist dabei meist eher ein „nicht-wissen-wie”. Wenn dafür dann der Raum ist, löst sich das Problem meist sehr schnell in Wohlgefallen auf.
Ist der Ablauf eher gruppendynamisch orientiert, also finden bestimmte Dinge z.B. nicht statt, wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas fehlt oder der Rahmen nicht da ist?
Wir haben keinen Ablaufplan in unseren Seminaren. Wir gehen mit dem, was ist.
Gibt es feste Punkte im Ablauf, die schon vorher bekannt gegeben werden können?
Ja, schon: Wir beginnen in der Regel am Mittwoch und Enden am Sonntag.
Aber auch das würde ich nicht für unveränderbar nehmen…
(Sarah weißt mich darauf hin, dass diese Antwort für manche Menschen etwas unkonkret sein könnte. Also etwas ausführlicher: unsere eigentliche Stärke liegt aber vor allem darin, ganz aus dem Moment Räume zu schaffen, in denen sich Menschen auf tiefster Ebene begegnen – sich selbst, aber auch untereinander. Dafür nutzen wir die verschiedensten Tools, wie z.B. Schwitzhütte, holotropes Atmen, Massagen und vieles mehr.)
Gab es schon mal schlechte Erfahrungen für Euch oder Teilnehmer? Wie wurde damit umgegangen?
Die Frage kann ich nicht direkt beantworten, weil das Leben doch eigentlich nicht einteilbar ist in Kategorien wie gut oder schlecht. Es gibt nur Erfahrungen – und manche davon sind ganz leicht zu nehmen, andere fallen Menschen sehr schwer. Gerade jedoch die schwer-zu-nehmenden Erfahrungen sind die, welche unsere engen Grenzen zu sprengen vermögen.
Wir gehen mit den herausfordernden Erfahrungen genauso um, wie mit den leichteren: Wir geben den Raum, den es braucht, damit sie sich entfalten können. Denn unterdrückte Erfahrungen sind die Wurzel des menschlichen Leids. Und ein offener Raum für freie Erfahrungen ist der zarte Trieb der Heilung.