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Schwan­ger­schaft

Schwan­ger­schaft und Partnerschaft

Die Schwan­ger­schaft einer Frau ist eines der größ­ten Mys­te­ri­en die­ser Welt. Qua­si aus dem Nichts ent­steht ein neu­er Mensch. Und es ist selt­sam: Obwohl die Schwan­ger­schaft das direk­te Resul­tat der Sexua­li­tät ist, scheint für vie­le Paa­re Sexua­li­tät wäh­rend der Schwan­ger­schaft ein Tabu-The­ma zu sein, bzw. – es ist nicht sel­ten recht problematisch.
War­um ist das so?

Nun, zum einen ist es so, dass Frau­en wäh­rend der Schwan­ger­schaft viel, viel emp­find­sa­mer, aber auch emp­find­li­cher wer­den, als in den ande­ren Lebens­pha­sen. Das bedeu­tet, dass all das, was ansons­ten im All­tag aus­ge­blen­det wird, sich wäh­rend die­ser beson­de­ren Mona­te so deut­lich zeigt, bzw. so deut­lich emp­fun­den wird, dass es nicht wei­ter igno­riert wer­den kann. Die Tole­ranz­gren­ze der Frau sinkt… gewaltig.
Die Zeit der Schwan­ger­schaft ist für die Sexua­li­tät – aber auch für die Part­ner­schaft im All­ge­mei­nen oft eine arge Zer­reiß­pro­be. Das muss aber gar nicht so sein. Das Schwan­ger-Sein der Frau ist ja eigent­lich eine sehr gute Mög­lich­keit für Wei­ter­ent­wick­lung. Eine Chan­ce auf Rei­fung – sowohl der Part­ner­schaft, als auch des Man­nes und der Frau für sich.

Men­schen haben die Eigen­schaft über die Zeit – naja sagen wir mal: Trä­ge zu wer­den. Gewis­se Gewohn­hei­ten spie­len sich ein und das ist auch sehr bequem. Beson­ders deut­lich zei­gen sich die Aus­wir­kun­gen aber dann nach eini­ger Zeit. Wenn Du Dir lang­jäh­ri­ge Bezie­hun­gen ansiehst, so wird Dir das nicht sel­ten begeg­nen: Die Part­ner glei­chen sich immer mehr anein­an­der an, wer­den sich immer ähn­li­cher – fast wie Geschwis­ter. Die Sexua­li­tät ver­schwin­det dabei immer mehr, spielt oft kaum mehr eine Rol­le. Anstatt das anzu­neh­men und die Part­ner­schaft in eine Freund­schaft trans­for­mie­ren zu las­sen, heißt es dann oft: Naja, das ist halt so – im Alter, nach all den Jah­ren usw.
Ich sehe das nicht so. Ich neh­me es eher so wahr, dass die Leben­dig­keit und damit auch die sexu­el­le Lust bis ins hohe Alter erhal­ten blei­ben kann. Viel­leicht nicht unbe­dingt nur mit dem einen Part­ner – aber auch das ist mög­lich. Doch dafür gilt es offen und ehr­lich mit sich selbst zu sein UND mit dem Partner.
https://www.youtube.com/watch?v=RpIUnV1iFOw
Die eige­nen Bedürf­nis­se über­haupt erst mal wahr­zu­neh­men – sich trau­en sie wahr­zu­neh­men. Und dann dafür ein­zu­ste­hen: Sie mit­zu­tei­len und ihnen Raum zu geben im Leben.
Bei der Sexua­li­tät zwi­schen zwei wer­den­den Eltern ist das eben nicht anders. Vie­les zeigt sich beson­ders deut­lich in der Sexua­li­tät: Viel­leicht hat sich zwi­schen den bei­den Part­nern eine Form der sexu­el­len Begeg­nung ein­ge­spielt, die nicht wirk­lich die weib­li­chen Bedürf­nis­se erfüllt. Mal über­spitzt for­mu­liert: Ein wenig Küs­sen, ein wenig fum­meln und dann schnell mal rein und wie­der raus – Nun für einen Mann kann das – zumin­dest zur rein kör­per­li­chen – Befrie­di­gung aus­rei­chend sein. Und ein Qui­cky ist sicher­lich auch dann und wann ein­mal für Frau­en nett und pri­ckelnd. Doch gera­de schwan­ge­re Frau­en brau­chen mehr Raum und Zeit um ihre Lust zu ent­fal­ten. Raum, Zeit und Ein­füh­lung sind sowie­so die Grund­pfei­ler für wahr­haft erfül­len­de Sinn­lich­keit, oder nicht?
Nun, und das ist ja schon auch nicht leicht – ganz plötz­lich, ja fast von einem Tag auf den ande­ren, wird das, was vor­her aus­ge­reicht hat, kom­plett hin­ter­fragt. Ja sogar mehr als das: Ist es auf ein­mal viel­leicht gar nicht mehr mög­lich. Und wenn es der schwan­ge­ren Frau dann auch noch schwer fällt ihre neu­en Bedürf­nis­se zu for­mu­lie­ren, oder der Mann nicht rich­tig hin­hört – dann wird halt „not­ge­drun­gen” die inne­re Türe zur Lust ver­schlos­sen. Nicht bewusst. Es pas­siert einfach.
Umge­kehrt gibt es aber auch eine Her­aus­for­de­rung beim Mann. Wenn die Schwan­ger­schaft für die meis­ten Frau­en schon echt etwas Geheim­nis­vol­les ist, geht das bei vie­len Män­nern noch viel wei­ter: Es ist ein Buch mit sie­ben Sie­geln, ein unglaub­li­ches Mys­te­ri­um. Und es ist auch nicht leicht sich dem als Mann anzu­nä­hern. Das her­an­wach­sen­de Kind ist im Bauch der Frau – das fühlt sich erst ein­mal ganz weit weg an – es könn­te genau­so gut auf der Venus sein. Die Mut­ter ist direkt ver­bun­den mit dem Kind, der Vater nicht – als ob da ein Schild am Bauch kle­ben wür­de: „Män­ner müs­sen drau­ßen blei­ben.” Welch eine Unge­wiss­heit. Und wie Men­schen nun mal so sind. Sie reagie­ren auf Unge­wiss­heit mit Ver­schlos­sen­heit und Rück­zug. Hm – und dadurch wird es dann auch nicht bes­ser. Auch das muss nicht so sein. Denn die Schwan­ger­schaft ist auch hier eine Mög­lich­keit für Wei­ter­ent­wick­lung auf den ver­schie­de­nen Ebe­nen. Wenn es dem Mann gelingt sich den neu­en Gege­ben­hei­ten anzu­pas­sen, sei­ne Unsi­cher­heit zu spü­ren und sie zu zei­gen. Die Rol­le des „immer Star­ken” mal auf­ge­ben kann. Wow – was für eine Chan­ce. Und auf ein­mal ent­steht dann auch – fast wie ein Bonus – eine Ver­bin­dung zwi­schen dem Vater und dem Kind
Als mein Sohn noch nicht gebo­ren war, ja da war mei­ne größ­te Her­aus­for­de­rung zuerst ein­mal anzu­neh­men, dass das Gan­ze Ding irgend­wie Frau­en­sa­che ist und mein Job dar­in besteht für Mut­ter und Kind da zu sein. Mei­ne eige­nen Bedürf­nis­se denen der Mut­ter und des Kin­des gleich­zu­schal­ten – nicht unter­zu­ord­nen, ich spre­che nicht von auf­op­fern. Ich spre­che davon zu erken­nen, wie wun­der­schön es ist, ein­fach mal zu die­nen, für jeman­den ganz da zu sein und zu erle­ben, wie die­se Art des Die­nens allen Betei­lig­ten dient – auch mir. Sowohl in der Sexua­li­tät, als auch im Leben.
Sarah und ich hat­ten übri­gens bis 2 Stun­den vor den Wehen eine zutiefst erfül­len­de Sexua­li­tät mit­ein­an­der. Heu­te haben wir kei­nen Sex mehr – aus unse­rer Part­ner­schaft hat sich über die Jah­re eine tie­fe Freund­schaft ent­wi­ckelt – wir sind nun Eltern und Kum­pa­nen und auch das ist – wie alles im Leben – auch genau rich­tig so. Letzt­lich ist es doch immer wie­der die Wahl: Will ich es bequem, oder lebendig?
Ich wün­sche Dir oder euch eine gute Zeit – ganz beson­ders, falls da gra­de ein Kind in die Welt kom­men mag.

Alles Lie­be,
Dirk Liesenfeld.

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