Nun – zum einen braucht es die Voraussetzung, dass es beide Menschen auch wirklich wollen. Wenn dies wirklich erfüllt ist, dann ist eine erfolgreiche Versöhnung auch gar nicht so schwer. Wenn es nicht erfüllt ist, dann ist eine Schlichtung in vielen Fällen sehr schwer oder gar unmöglich.
Denn in der Mediation geht es darum, dass man den Mut hat den eigenen festgefahrenen Standpunkt zu verlassen und die Situation aus größeren Perspektiven zu betrachten. Genau das fühlt sich aber leider sehr oft richtiggehend mies an, so als ob man jetzt zugeben müsste, dass man im Unrecht war und ist.
Doch natürlich ist dem nicht so. Es ist vielmehr sogar so, dass es oftmals überhaupt kein „richtig” oder „falsch” gibt. Klar, manche Situationen sind wirklich eindeutig jeder kennt das, dass man sich einfach mal wirklich ganz krass irrt und es einfach nicht kapiert. Doch so einfach ist es meistens nicht.
Meist ist es so, dass es einfach verschiedene Sichtweisen, Bedürfnisse und Ziele gibt und aus dem heraus entstehen dann Auseinandersetzungen und sogar Streit.
Ich mag das Wort „Streitschlichtung”, weil es eigentlich am schönsten den Prozess beschreibt. Um einen Streit zu schlichten muss man ihn „schlicht” werden lassen.
Man muss erstmal die vielen Details loslassen und sich langsam an das heranpirschen, was dahinter steht. Das braucht sehr viel Mut und Größe, denn damit sind meist sehr unangenehme Gefühle verbunden, oft sogar unangenehme vergangene Erfahrungen.
Ein Schlüssel in diesem Prozess ist ein gewisses Maß an „Vorschussvertrauen” und genau das ist natürlich im Streitfall ganz schwierig zu finden – zumindest gegenüber dem Kontrahenten. Deshalb ist die zweite wichtige Voraussetzung, dass beide Menschen eben zum einen wirklich eine Versöhnung wollen UND aber auch dem vermittelnden Menschen, dem Streitschlichter zumindest ein wenig vertrauen können.
Wenn ich zwischen zwei Menschen vermittle, werde ich zu 100% neutral. Zwar bleibe ich mitfühlend und empathisch, doch lege ich meine persönliche Meinung beiseite und halte diese Neutralität über die gesamte Zeit des Prozesses. Das ist manchmal gar nicht so leicht, vor allem wenn persönliche Themen berührt werden. Es ist aber unumgänglich, da andernfalls entweder die Schlichtung scheitert, oder aber – was fast noch schlimmer ist – ein Pseudoergebnis entsteht.
Ein Pseudoergebnis ist eine Vereinbarung zwischen den beiden Parteien, die nicht wirklich bis an die Wurzel des Streits reicht und dadurch einfach nicht tragfähig sein kann. Meist hält ein Pseudoergebnis nur wenige Stunden oder Tage und löst sich an der nächsten Klippe wieder ins Nichts auf.
Pseudoergebnisse enthalten oft viele Details und fast schon vertragliche Vereinbarungen. Man kann spüren, dass es nur an der Oberfläche ist.
Wirkliche Lösungen sind da ganz anders. Man braucht dann oft gar keine „Regelungen” mehr – es liegt so eine Befreiung in der Luft, beide Parteien sind oftmals auch emotional berührt. Dies trifft vor allem auf private Streits zu, doch auch in geschäftlichen Angelegenheiten ist das nicht selten der Fall.
In beiden Fällen ist eine wichtige Phase im Schlichtungsprozess, dass die beiden Kontrahenten wieder zu Partnern werden – noch nicht auf der Sachebene, jedoch schon auf der Ebene, dass sie für einen Moment annehmen können, dass sie nicht gegeneinander sind, sondern, dass es da etwas gibt, was gegen ihre Freundschaft und Partnerschaft ist.
Sie treten also für einen Moment aus ihrer persönlichen Befangenheit heraus, stellen sich symbolisch Schulter an Schulter und schauen gemeinsam, was da eigentlich das Problem ist. Oft kann in dem Moment auch die Sichtweise des Anderen besser verstanden und sogar gefühlt werden. Dieser Moment ist oft schon der wichtigste Schritt der Einigung.
Ich finde es spannend, dass die beiden Worte Mediation und Meditation so eng beieinander liegen, denn tatsächlich ist eine Schlüsselstelle in einem erfolgreiche geschlichteten Konflikt die, wenn beide Parteien für einen Moment innehalten können und „nach innen” gehen. Man kann dann fühlen, dass eigentlich niemand streiten mag und dann stellt sich natürlich die Frage: warum tun wir es dann überhaupt?
Der Weg dahin ist wie gesagt oft nicht einfach und es braucht viel Ruhe, Klarheit und Einfühlung seitens des Mediators. Ohne dass ist es leider kaum möglich zu einer friedvollen Auflösung zu finden.
Doch der Weg zu einer friedlichen Lösung und der damit verbundene Aufwand lohnt sich immer, denn es gibt nichts, was mehr Energie, Zeit und Geld verschlingt, wie ein ungelöster oder pseudogelöster Streit.
Viele Streits sind ein Hinweis auf einen Schmerz im eigenen Inneren. Sie wiederholen sich daher häufig in den verschiedensten Situationen und zum Teil sogar mit unterschiedlichen Menschen. Streits sind daher auch praktisch immer ein riesiges Potential von Wachstum.
Denn um einen Streit wirklich zu lösen, müssen beide Menschen sich ihrer eigenen Verletzung stellen und über sich selbst hinauswachsen – in manchen Fällen ein kleines bisschen, in anderen Fällen sehr, sehr weit. Dieser Prozess ist oftmals nicht einfach – aber eben immer sehr, sehr lohnenswert.
Wenn Du oder ihr noch eine Frage zur Streitschlichtung im Allgemeinen oder zu einem konkreten Streit habt, könnt ihr uns gerne kontaktieren. Wir begleiten euch gerne mit all unserer Erfahrung in eurem Prozess und freuen uns darauf euch kennen zu lernen.
In praktisch jedem Bereich, in dem Menschen miteinander interagieren, kann es zu Missverständnissen und auch Streit kommen. Tatsächlich ist aber die Ursache hinter den verschiedenen „Streitarten” immer dieselbe – dabei ist es egal, ob die Konflikte im privaten oder im geschäftlichen Bereich auftreten.
Wir freuen uns über Anfragen jeder Art und stehen euch und ihnen mit all unserer Kompetenz und Erfahrung bei.