Ein Interview des „Playboy”
Eine Mitarbeiterin des Playboy schrieb mir eine Email und bat mich um ein Interview.
Um Tantra und Sexualität sollte es gehen. Das finde ich immer spannend, daher habe ich zugesagt. Sie schickte mir als Vorbereitung einige interessante Fragen zu und einige Zeit später telefonierten wir. Es war ein langes und sehr tiefgehendes Telefonat. Sie fragte sehr interessiert und ich antwortete sehr ausführlich – fast eine Stunde lang.
Ich habe mal hier das Gespräch in geraffter Form reingesetzt:
Haben Tantra-Anhänger
auch manchmal einen Quickie?Es ist ein wenig wie bei der Frage: „Essen Feinschmecker auch Fast-Food?” Ja, sicherlich auch gelegentlich, aber eben immer seltener. In der Sexualität ist erst einmal grundsätzlich all das erlaubt, was beiden Partnern gefällt und sicherlich ist nicht die Dauer, sondern die Tiefe der Begegnung von Bedeutung, denn Zeit ist relativ und somit ist ja auch der Quickie eine Frage der Sichtweise. Der eine wird alles unter einer Stunde als Quickie sehen, der andere alles über 5 Minuten als Orgie. Jeder Mensch ist anders und ein Quickie ist eher eine Bewertung, als eine reale Größe. Aber zurück zur Frage: Ja – ich habe gerne und guten Sex: Manchmal länger und manchmal kürzer
Was machen Tantra-Anhänger
im Bett anders als andere?Tantriker sind wahre Götter im Bett. Nein, ernsthaft: Einen Menschen der sich nicht nur Tantriker nennt, sondern das wirklich verinnerlicht hat, ist im Bett die menschliche Begegnung wichtiger, als die sexuelle Befriedigung. Er sieht Freundschaft und Liebe als Basis für die Sexualität und nicht umgekehrt. Tantra kann auch der Verzicht auf eine kleine Befriedigung zu Gunsten der großen Ekstase sein und daher geht es im Tantra eben auch darum die Wahrnehmung zu schulen, was der Schönheit dient und was nicht. Naja und manchmal ist es eben dann so, dass Sexualität die Zuneingung zwischen zwei Menschen vertieft und manchmal wirkt sie hemmend oder gar zerstörerisch. Das meine ich jetzt nicht moralisch, sondern aus einem Bauchgefühl heraus. Und wenn man dann noch dementsprechend handelt, auch und gerade in Situationen, wo es „heiß” wird… dann kann man sich mit Fug und Recht „Tantriker” nennen.
Was ist das Ziel von Tantra?
Worum geht es beim Tantra,
was ist der Kerngedanke
(auf die Sexualität bezogen)?Tantra ist keine Ansammlung von Techniken und auch kein schlauer Trick um besseren Sex zu haben. Tantra ist ein Lebensweg, ähnlich wie Ayurveda, Tao oder das Christentum. Tantra will mehr Sinnlichkeit UND Sinnhaftigkeit ins Leben bringen. Dabei geht es auch um die Sexualität, aber eben nicht als Ziel, sondern als Werkzeug zur Selbsterkenntnis. Wer oder was bin ich? Was ist die tiefste Ursache für das, was Menschen „Glück” oder „Unglück” nennen und was hat das mit mir zu tun? Zu erkennen, was mir und den anderen Menschen wirklich wohltut und was nicht und dann auch danach das Leben auszurichten – mutig und mit Leib und Seele.
Kann man mit Tantra wirklich
seinen Orgasmus vom Samenerguss
trennen und stundenlang Sex haben?Warum sollte man das tun? Wenn man Schokolade vom Dickwerden trennen könnte – würde man dann auch stundenlang Schokolade essen wollen? Oder wäre es nicht viel befriedigender, wenn man genau so lange Schokolade isst, wie es lecker schmeckt und ein Genuss ist? Jeder, der den Wunsch nach stundenlangem Sex in sich trägt, sollte erforschen, warum er diesen Wunsch hat. Ich behaupte voller Überzeugung: Wer das wirklich macht, also das wirklich bis zum Ende verfolgt – bei dem wird sich dieser Wunsch dahin verflüchtigen, wo er herkam: Ins Nichts. Im Tantra geht es darum den „Nektar des Lebens” in tiefen Schlücken zu trinken und dann aber auch wieder den Krug abzusetzen, wenn man gesättigt ist. Einatmen und ausatmen…
Was sind deiner Meinung nach die
häufigsten Probleme/Denkfehler
in Sachen Sexualität,
die die Menschen blockieren?Die größte sexuelle Blockade ist die, dass Menschen blockiert sind und das mit Sex lösen wollen. Der Versuch durch die Sexualität echte Befriedigung zu erlangen funktioniert einfach nicht. Was aber sehr wohl funktioniert ist der Ansatz durch ein befriedigendes Leben die Basis für unglaublich geilen Sex zu bekommen. Im Sex zeigen sich ALLE Themen, die man auch im restlichen Leben hat, doch sind diese Probleme eben nicht im Geschlechtsakt zu lösen, sondern nur im Leben selbst. Es zeigt sich beispielsweise auch der klassische Mann/Frau-Konflikt: Er braucht den Sex um Nähe mit ihr zu erlangen. Und Sie braucht die Nähe um sich sexuelle öffnen zu können. Tantra bietet auch hierfür Lösungsmöglichkeiten, zum Beispiel die Tantra-Massage. Die ist so etwas wie ein Mittelweg, auf dem sich Mann und Frau begegnen können. Da hat der Mann die Körperlichkeit und die Frau die langsame Annäherung.
Und, die wichtigste Frage:
Was sind die besten Tipps & Tricks,
die deiner Erfahrung nach das
Sexualleben merklich verbessern?
(möglichst konkret und handfest)Naja, erstmal eben das Wissen darum, dass eben nie die Sexualität das Problem ist. Sie ist immer nur der Indikator. Aber Du willst da jetzt konkrete Tips von mir, oder?
Die zwei größten Männer-Probleme sind ja wohl das zu frühe kommen und das nicht hoch kriegen des Lümmels. Ersteres kann sich auf wunderbare Weise lösen, wenn der Mann sich in der heißen Phase beginnt mehr und mehr auf seinen Atem zu konzentrieren. Das zweite Problem kann sich dadurch lindern, wenn Mann und Frau immer wieder die sogenannte „stille Vereinigung” praktizieren, das heißt: Der Mann führt den Penis – egal ob eregiert oder uneregiert – seitlich liegend in die Frau ein und beide bleiben nun mindestens 20 Minuten völlig still liegen und genießen das ganze, als ob es der ekstatischte Sex wäre. Das muss man einige Wochen üben und schon wird sich was verändern.
Bei den Frauen ist es häufig so, dass es ihnen schwer fällt im Tempo der Männer mitzuhalten und auch häufig aus der Lust fallen. Hier rate ich dazu, sich während der Vereinigung mit voller Aufmerksamkeit auf den eigenen Unterleib zu konzentrieren. Ihn ganz zu entspannen und mit jedem Einatmen sich vorzustellen, wie man heißes Lava von Penis des Mannes in die eigene Scheide zieht. In jedem Ausatmen presst die Frau ihren Unterleib dann gegen das Becken des Mannes und denkt sich ein innerliches „Jaaaa”.
Naja, und Seminare helfen natürlich auch immens die eigene Sexualität in sich selbst und in der Partnerschaft zu entfalten.
Das Interview wurde zwar im aktuellen Playboy abgedruckt, aber leider nur sehr verkürzt.
(Klicke auf das Bild um es zu vergrößern)
Alles Liebe,
Dirk.