Die Frage nach Gut und Böse ist eine Frage, die uns im täglichen Leben immer und immer wieder begegnet.
Naja, natürlich weniger oft in solch absoluter Form: Wird mich diese Entscheidung nun hinab führen auf den Pfad der Finsterniss oder hinauf ins Licht? Nein – so eher selten. Aber in kleinerer Form, versteckter… ja da sicherlich mehrfach in der Woche oder gar pro Tag.
Spende ich diesem Obdachlosen jetzt Geld, wohlwissend, dass er es höchstwahrscheinlich in Alkohol umsetzen wird? Kaufe ich Aktien einer Firma, die vermutlich wachsen wird und obwohl ich weiß, dass diese Firma nicht wirklich ethisch einwandfrei arbeitet? Gebe ich der Kassiererin die 2 Euro zurück, die sie mir aus Versehen zu viel gegeben hat? Fliege ich mit dem Flugzeug in den Urlaub? Fahre ich zum Einkaufen, anstatt zu laufen? Melde ich einen Schaden fälschlicherweise der Versicherung?
So etwas in der Art.
Die kleinen Fragen nach Gut und Böse beziehungsweise nach Richtig und Falsch sind es, die mir im Leben immer wieder begegnen. Und in der Summe haben sie dann ebenso viel Macht, wie die großen Fragen aus Fantasy-Geschichten: erliege ich den Versuchungen der dunklen Macht oder wandle ich mit reinem Herzen im Licht?
https://www.youtube.com/watch?v=6v8YrhPcgN0In der Summe legen gerade diese kleinen Entscheidungen fest, in welcher Weise wir unser Leben führen.
Werden wir dadurch nun also edelmütig oder niederträchtig? Gibt es überhaupt so etwas, wie einen richtigen und einen falschen Lebensweg? Machte Mutter Theresa alles „richtig” und macht – sagen wir mal – Donald Trump alles „falsch”?
Nein.
Es gibt kein absolutes Richtig oder Falsch. Kein Gut und kein Böse. Und auch keinen Pfad zum Licht und keinen in die Dunkelheit. Diese Illusion entsteht durch Glaubenskonzepte, die erwünschtes und unerwünschtes Verhalten festlegen. Religionen, Gesetzesnormen und spirituelle Glaubenssysteme sind dafür perfekte Beispiele.
Ja, wie also. Es ist also egal, wie wir leben? Es ist gleich, ob wir einer alten Dame über die Straße helfen, oder ihr die Handtasche wegnehmen?
Ja und nein. Auf großer Ebene ist es völlig gleichgültig. Einen chinesischen Reisbauern interessiert das nicht die Bohne und in 100 Jahren weiß niemand mehr, dass es Dich überhaupt jemals gab. Aber auf kleiner Ebene macht es durchaus einen gewaltigen Unterschied. Doch auch hier nicht absolut gesehen im Sinne von Richtig oder Falsch.
Es geht darum, welchen Erfarhungsraum Du in Deinem Leben betreten willst.
Natürlich kannst Du einer alten Dame die Handtasche wegnehmen, doch musst Du dann eben auch mit den Konsequenzen leben. Im Innen wie im Außen. Möglicherweise würdest Du starke Schuldgefühle bekommen und dafür – vor allem, wenn Du es öfter machst – ins Gefängnis kommen. Doch vielleicht braucht es aber auch genau diese Tat, damit Du diese Konsequenzen erfährst und dann daran wächst.
Du nimmst vielleicht in Deiner Jugend alten Damen die Handtasche weg und in Deinem restlichen Leben kümmerst Du Dich dann liebevoll um hilfbedürftige Menschen.
Manchmal sind große Fehler nötig, um große Entwicklungsschritte zu machen.
Unsere Gesellschaft ist derzeit stagniert. Sie krankt vor allem an der Grauheit. An der angepassten, sicherheitsorientierten Mittelmäßigkeit. Daran, dass die Menschen satt und gleichgültig geworden sind und schal.
Es finden kaum mehr wirklich prägende Erfahrungen statt, denn diese und das damit verbundene Wachstum brauchen vor allem Polarität. Also den Mut und die Freiheit zwischen den Extremen wählen zu können.
Es funktioniert einfach nicht, dass wir einem jungen Menschen davon erzählen, dass er hilfsbereit sein soll, stets höflich und selbstlos. Er muss die Erfahrung machen, wie sich bestimmte Handlungen anfühlen und dann daraus seine eigenen Schlüsse ziehen.
Und das gilt letztlich nicht nur für junge Menschen, sondern für alle Menschen.
Das Leben ist wie ein großes Yin-Yang-Symbol. Es enthält eine riesige Auswahl an Polaritäten, in denen wir uns bewegen können und auch sollen.
Selbstlosigkeit versus Egoismus. Großzügigkeit versus Geiz. Vertrauen versus Angst. Und so weiter und so fort. Und ähnlich wie im Yin-Yang finden wir häufig tief drin im Allerdunkelsten wieder das Helle – und umgekehrt.
In unserer Welt kann eine Qualität immer nur durch das Gegenteil existieren. Durch Licht entsteht Schatten. Durch Wasser entsteht Durst. Durch Freude entsteht Leid.
Es gäbe keine Selbstlosigkeit ohne den Egoismus und nur durch die Erfahrung von Egoismus können wir im Laufe unseres Lebens authentische Selbstlosigkeit entwickeln. Nicht, indem wir es unzensiert ausleben. Sondern indem wir bewusst erleben, spüren und erkennen, was bestimmte Erfahrungsräume auf Dauer in uns und in den anderen bewirken.
Und das braucht Zeit, Raum und viele, viele Erfahrungen. Amerika war nicht reif für Obama. Diese Hinwendung zum sozialen und ökologischen Leben hat die meisten Amerikaner einfach überfordert. Daher kam Trump auf die Bühne. Einfach als Gegenpol. Wohin wird es in der Zukunft gehen? Wohin wird das kollektive Erfahrungspendel schwingen? Ich weiß es nicht – wobei ich vermute, dass es als nächstes wieder eine gemäßigtere Kraft geben wird. Wäre das nun gut oder schlecht? Nichts davon – es wäre einfach so und hätte wieder andere Konsequenzen für Amerika und die Welt.
Wie kann ich nun also gute Entscheidungen treffen?
Das kannst Du nicht, denn es gibt sie nicht. Und manche Entscheidungen kannst Du noch nicht einmal treffen – es ist manchmal eher so, dass sie Dich treffen. Was Du aber tun kannst ist, dass Du Dir in Deinem Leben Räume einrichtest, in denen Du inne hältst.
Das inne halten und nachspüren ist eine gute Möglichkeit, um zu erkennen, welchen Erfahrungsraum Du gerade durchschreitest und wie er sich anfühlt. Was er mit Dir und anderen Menschen macht und ob Du das so willst? Nicht vom Verstand her, sondern vom Herzen.
Du findest dann auch schnell heraus, ob der jetzige Erfahrungsraum angenommen werden sollte oder es eine Kurskorrektur braucht. Im ersteren Fall erkennt man oft, dass durch die Hingabe an die äußeren Umstände das Wachstum geschehen kann. Im zweiteren Fall wird oft deutlich, dass man gerade nicht genug auf sich aufpasst und man einfach sein Leben oder Aspekte davon verändern sollte.
In beiden Fällen findet man dann eben – so oder so – zu mehr Frieden und Harmonie im Leben.
In unseren Seminaren öffnen wir immer wieder sehr intensive Räume und dann aber auch wieder Räume der Stille und Innenschau. Das zusammen ergibt dann einen guten Nährboden für wahre Selbsterkenntnis. Also eben nicht nur das verstandesmäßige Verstehen, sondern Erkenntnis auf allen Ebenen Deiner Existenz.
Wahre Selbsterkenntnis hat den Mut Grenzen zu öffnen und dann in diesem größer gewordenen Raum neue Erfahrungen zu machen. Diese Erfahrungen durchdringen uns dann in Körper, Geist und Seele und machen uns nach und nach immer mehr und mehr zu dem Menschen, der wir sein können.
Auf diesem Weg gibt es keine Fehler. Es gibt sicherlich viele „Irrwege” und „Umwege”, doch nur dadurch wachsen wir in das Potential hinein, welches für uns vorgesehen ist.
Lebe Dein Leben intensiv – nicht unbedingt durchgängig und jeden Tag. Aber zumindest immer mal wieder. Gib Dir die Chance neue Erfahrungsräume zu betreten und habe den Mut sie dann auch wieder zu verlassen. Der Pfad eines lebendigen Menschen ist verschlungen, wie der Lauf eines wilden Flusses.
Erfahre und wachse. Liebe und Leide. Hoffe und Bange.
Sei lebendig in Deiner Weise.
Alles Liebe,
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