Einatmen: Sich noch einmal ganz für das Leben entscheiden, die Materie.Die Gesetzmäßigkeiten des Lebens anerkennen.Die Enge, das Eingebunden sein in den Kreislauf der Natur.Das Knospen und Blühen, das Duften, das Reifen, das Altern und Sterben. Gestank und Krankheit. Begrenztsein, Alleinsein, Einsamkeit. Essen, Schlafen, Geld verdienen, Struktur und Ordnung. Alltag und Alltäglichkeiten.Kinder, Eltern und Geschwister. Verletzlichkeit und Selbstaufgabe.
Das Leben mit all seinen Facetten Erkunden und Anerkennen. Mich dem Leben unterwerfen. Oder: mich ganz einlassen. Ohne Hintertür. ohne Erlösungsgarantie nach dem Tod. Ohne Hoffnung auf Erleuchtung des Egos.
Und dann:Ausatmen: alles wieder verwerfen. Mein Leben ist eine Illusion, nichts um mich herum ist real. Nur eine Vorstellung in meinem Kopf. Wenn ich rede, rede ich mit mir selbst ( daher sollte ich das möglichst freundlich tun). Jeder auf den Ich treffe, bin ich selbst in einer anderen Rolle. Filter über Filter aus Emotionen,Strukturen und Vorstellungen liegen wie eine schwarze Binde über meinen Augen. Alles was ich sehe, ist gefärbt durch diese Filter. Ich muss Emotion für Emotion, Struktur für Struktur, Vorstellung für Vorstellung identifizieren, erkennen und wahrnehmen. Dann wird mein Blick klarer, weiter. Ganz still sein, damit ich die Emotionen, Strukturen, Vorstellung reden, arbeiten, drängen,toben hören kann. Mich durchlauschen bis zur Leere, denn dahinter ist Nichts.
Liebe Sarah,
ich fand diese Web-Seite von euch heute erstmalig und bin von euren Texten sehr berührt. Besonders fesselt mich das Thema Einatmen-Ausatmen. Ich kann das Ausatmen sehr gut nachvollziehen. Alles was du dazu schreibst kann ich für mich annehmen. Auch wenn ich es noch längst nicht so durchlebt habe, bis zur letzten Zeile.
Aber mit dem Einatmen ist es anders. Ich lese es immer wieder und es klemmt irgend wie. Vielleicht liegt es daran, dass meine Lunge viele lieber ausatmet, als einatmet. Das habe ich in der Vergangenheit jedenfalls schon ganz oft so an mir beobachtet.
Ich danke dir für diese Zeilen, die mich zum Nachdenke darüber bringen.
Liebe Grüße
Marion
Liebe Marion,
danke für deinen Kommentar.
Das ist eine interessante Beobachtung.
Vor allem, da ja ohne „Luft”, die du einatmest, nichts zum Ausatmen da ist.
Der Körper, um bei dem Beispiel zu bleiben, atmet immer weiter,
gleichmässig.
Er hat keine Wertung darüber, er funktioniert nach den
Gesetzmässigkeiten, denen er unterliegt. Alle Unregelmässigkeit
erfordert einen Aufwand, ist eine Handlung gegen das Funktionieren. Das
kostet Kraft und Aufmerksamkeit. Es scheint aber ein beliebter
Zeitvertreib von uns Menschen zu sein, uns dann auch noch zu wundern,
wieso denn bei uns das Atmen nicht so gut funktioniert. Wobei das doch
eigentlich ganz reibungslos von Statten gehen sollte.
Liebe Grüße an dich,
Sarah.