Das Wohlwollen der Menschen
Was mich immer wieder beschäftigt in meinem Leben, das ist das fehlende Wohlwollen der Menschen untereinander. Und es ist ja auch nicht so, dass dies die Menschen toll fänden. Eigentlich jeder sehnt sich doch nach einem liebevollen und respektvollen Umgang miteinander – ja, und doch vor allem im alltäglichen Leben, oder nicht?
Und ich kann das auch bei mir selbst beobachten: so viele Situationen, in denen es mir nicht oder nur schwer gelingt, meinen Mitmenschen Wohlwollen entgegenzubringen. Sei es beim Autofahren, beim Einkauf oder bei öffentlichen Veranstaltungen. Erst einmal scheint da in mir ein Mechanismus zu sein, der jeglichen Handlungen eines anderen – vor allem wenn sie mit meinen Absichten konkurrieren – böswillige Absicht unterstellt. Oder mal zumindest Unaufmerksamkeit oder Dummheit. Es braucht dann einen Moment des Stillhaltens; doch dies erscheint in diesen Momenten nahezu unmöglich. 1000 Gründe, warum man nun reagieren müsste.
„Ja aber das geht doch nicht.” – „Muss das denn sein?” – „Das macht der doch nur, um…”
Doch wenn das scheinbar Unmögliche gelingt, wenn ich diesen kurzen Moment des Inneren Aufbäumens aushalte, dann passiert das Wunder. Nicht nur manchmal, sondern wirklich immer. Ich sehe auf einmal die Sichtweise und die Intentionen des anderen Menschen. Und die sind nicht böse; ja, vielleicht manchmal etwas unbeholfen (doch sicherlich nicht unbeholfener als die meinen), ja vielleicht manchmal etwas unachtsam (…), doch nie böse an sich.
Wenn es gelingt, diesem kleinen Moment Stand zu halten, dann beginnt eine Einsicht in das Mensch-sein, welches tiefer ist als sonst. Es wird deutlich, dass alle Menschen stets ihr Bestes geben. Und das meine ich wortwörtlich. Manchmal reicht es halt nicht, damit daraus Harmonie und Liebe erwächst. Doch das sollte uns nicht davon abhalten es weiter zu suchen und selbst zu versuchen.
In den letzten Jahren gelang es mir besser und besser das Gute im Menschen zu entdecken. Aus meiner damaligen Sicht hätte ich den heutigen Dirk wahrscheinlich als unverbesserlichen Träumer und Weichspüler wahrgenommen. Doch tatsächlich ist es genau anders herum: jemand, der so genau hinschaut, diesen inneren Impulsen standhalten kann, der ist doch wohl der eigentliche Realist. Denn er sieht, was wirklich ist. Hieraus erwächst dann wirkliches Mitgefühl und tiefes Verständnis, nicht nur für die anderen Menschen, sondern auch für sich selbst. Und dies ist die wahre und die einzige Grundlage für ein wirklich friedliches und harmonisches und erfülltes Leben.
Alles Liebe,
Dirk.
Die Situationen kennt sicher jeder. Aber wenn sie jeder kennt, warum…gelingt das Zusammenspiel nicht (mehr)? War es immer schon so? Ich habe das Gefühl Harmonie und Wohlwollen/Verständnis zu verbreiten/zu wecken ist unglaublich anstrengend und irgendwie meistens auch fruchtlos. Liegt es u.a.an der digitalisierten Welt, in der es leicht ist eine Konversation zu führen, aber auch wieder abzubrechen oder ins Leere laufen zu lassen? Liegt es an einer gewissen kursierenden Unverbindlichkeit (weil Überangebot an Individualisierungsmöglichkeiten und von allem zu viel vorhanden ist), die damit einhergeht? Siegen nur noch die lauten Paradiesvögel? Was passiert wenn ich rücksichtslos, weil müde handle? Nichts anderes oder? Es macht keinen Unterschied. Das ist meine Vermutung dazu.
Verstehe ich falsch? Mag sich jemand dazu austauschen? Alles Liebe.
Die Situation kennt sicherlich jeder. Ich denke auch, das es sehr anstrengend ist, wenn man dieses Wohlwollen, diese Einsicht oder dieses Miteinander Umgehen gerade entdeckt oder lernt, wie ich. Aber es macht einen Unterschied, jedenfalls für mich selbst, weil wenn ich rücksichtslos oder unachtsam handle, machen das auch mein(e) Gegenüber in aller Regel. Wenn ich aber rüchsichtsvoll und achtsam bin, so kommt es meist wieder so zurück. Also pflege ich das, bis es sebstverständlich ist. Sollte es eigentlich sowieso sein… Ich denke, dass es nur an uns selbst liegt. Alles andere sind nur Ausreden, Ausflüchte vor etwas wohl doch schwierigem, nämlich Respekt, Rücksicht und Wohlwollen zu zeigen, und das auch zu leben.
Und um bei der Wahrheit zu bleiben, es gelingt mir auch noch zu selten, aber es fällt mir dann meist auf, manchmal kann ich dann noch einlenken. Und manchmal ergeben sich daraus wunderbare Begegnungen und Gespräche und das ist es allemal wert.
Allerdings glaube ich auch, das es im Allgemeinen „kälter” geworden ist. Ich denke auch, das es an einem Überangebot an fast allem liegt, an einer Übersättigung. Aber man muss sich darauf ja nicht einlassen.
Liebe Grüße