Drei beson­de­re Minu­ten mit mei­nem Sohn
Den nach­fol­gen­den Text gibt´s auch gesprochen,
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[audio:3minuten.mp3]

Ich habe es mir zur Ange­wohn­heit gemacht, wenn ich mei­nen Sohn abends ins Bett brin­ge, noch­mal eini­ge Minu­ten län­ger mit ihm zu kuscheln, als ich es eigent­lich täte. Das heißt, wenn ich nor­ma­ler­wei­se auf­stün­de und mich lei­se aus dem Zim­mer schlei­chen wür­de, blei­be ich noch etwas län­ger bei ihm lie­gen und mache mir bewusst, was ich für ihn emp­fin­de und wie sehr ich ihn liebe.
Die­ses „Ritu­al” ist dar­aus ent­stan­den, dass ich mir bewusst bin, dass jeder Tag mit ihm der letz­te sein könn­te und damit jeder Moment etwas beson­de­res ist.

Mir ist das schon oft begeg­net in der Arbeit mit Men­schen: Da stirbt ein lieb­ge­won­ne­nes Wesen über­ra­schend, und dem zurück blei­ben­den Part­ner, Vater, Mut­ter, Kind wird plötz­lich klar, dass da noch was offen ist. Etwas nicht gesagt, gefühlt, geteilt wur­de – nicht aus böser Absicht, son­dern meist aus einer Unbe­wusst­heit (dem Tode gegen­über) her­aus. In solch einer Situa­ti­on wür­de der Trau­ern­de alles opfern um nur noch ein­mal eini­ge Minu­ten mit dem ver­stor­be­nen Men­schen ver­brin­gen zu kön­nen – doch das ist dann nicht mehr mög­lich. Dar­um hän­ge ich an mei­ne „nor­ma­le” Zeit eben noch­mal die „paar Minu­ten” dran, für die ich gar nichts „opfern” muss, außer ein paar Minu­ten und mei­ne Aufmerksamkeit.

Die­ses „Ritu­al” kann man übri­gens für sein gan­zes Leben anwenden:
In der Natur, beim Essen, beim ein­ku­scheln im Bett, am letz­ten Urlaubs­tag, beim hüp­fen und tan­zen, beim sehen und hören, beim füh­len und schme­cken. Mensch zu sein ist ein Geschenk, dass ent­deckt wer­den will.

Die­se „paar Minu­ten” haben übri­gens die wun­der­vol­le Eigen­schaft sich nach und nach zu ver­meh­ren und zu ein paar Stun­den zu wer­den und schließ­lich zu einem Dau­er­zu­stand: Ich füh­le mei­ne Lie­be (nicht nur zu mei­nem Sohn, son­dern zu allem in mei­nem Leben) nahe­zu durch­gän­gig – doch das Ritu­al der paar Minu­ten hin­ten dran, habe ich für ganz beson­de­re Momen­te beibehalten.

Alles Lie­be,
Dirk.

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