„Geschen­ke und ein Gedicht”
Der­zeit bin ich in Tirol und genies­se die Din­ge, die um mich her­um pas­sie­ren. Ges­tern ist ’spon­tan’ ein Semi­nar ent­stan­den, es fand sich eine wun­der­voll bunt gemisch­te Grup­pe von Men­schen, alle­samt Tan­tra-Neu­lin­ge. Ich war sehr berührt von den klei­nen Wun­dern, die sich immer wie­der zeig­ten. Da war zum Bei­spiel eine Frau, die seit so lan­ger Zeit sehr beschwer­lich durchs Leben geht, immer wie­der ihrem Leben ein Ende set­zen will. Sie sitzt in der Schluss­run­de, die Augen leuch­tend wie zwei Ster­ne und es steigt ganz tief aus ihrem Her­zen der Satz empor:

‘Ich füh­le mich wunderbar.’

Das sind die klei­nen Geschen­ke des Lebens – an mich, an Dich und an die gan­ze Welt. 

Die Zeit in Tirol zeigt mir immer wie­der eine ganz beson­de­re Qua­li­tät des Lebens: Die Ein­fach­heit in der für alles gesorgt ist. Ich kom­me ohne Geld, ich gehe ohne Geld und dazwi­schen erge­ben sich in Leich­tig­keit die Din­ge, die für mich – auch finan­zi­ell (wie die­ses Spon­tan-Semi­nar) – sor­gen; ganz wie auch in einem Menschenleben. 

‘Und immer sorgt das Leben auch für Dich, wenn Du für die Ande­ren da bist’ flüs­tert mir das Leben zu… 

Ein Semi­nar-Teil­neh­mer hat mal ein sehr gefühl­vol­les ‘Semi­nar-Gedicht’ geschrie­ben, wel­ches ich hier auch noch ger­ne ver­öf­fent­li­chen möchte. 

Alles Lie­be,

Dirk.

________________
Heil­sa­me Berührung

Hei­lig ach­tungs­vol­le Sphäre
gestal­tet fein sich im Gemüte,
die wie eine gold­ne Ähre
sich erhob aus edler Blüte.

Jene Blü­te war die Herzensstille,
die den Raum zum Tem­pel weihte,
und in ihm ahnst atmend Du die Fülle,
die mit Andacht ich Dir jetzt bereite.

Bereits im Her­zen durft´ ich Dich berühren,
als zum Gruß ich Dir die Hand darreichte,
und im Bli­cke Dein durft´ ich erspüren,
dass Dein Vertrau´n mich schon erreichte.

Hat mei­nes Her­zens stil­le Macht
ein schüt­zen­des Gewand Dir fein gewebt,
das über Dei­ne Bloß­heit wacht,
wenn Du die Klei­der­hül­le abgelegt,

fühlst so gebor­gen Du Dich wohl bereitet
für die Gut­tat, die aus mei­ner Seelenfülle
zu der Dei­ni­gen hin­über schreitet,
auf dass sie Dich erneut einhülle.

Dein Ver­trau­en wei­tet mei­ne Adern,
damit sie mir die Händ´ erwärmen, -
Dei­ne Vor­freud´ schmel­zet jedes Hadern
und Strah­len zie­hen aus in Schwärmen

durch mei­ne Fin­ger, die so gern mit Dir,
mit Dei­nem Leib sich woll´n verbinden,
um in der Seel´ zu öff­nen eine Tür,
dar­in Du Sin­nen­freu­de mögest finden.

Die Sin­nen­freud´, die schöp­fe­risch ich Dir erwecke,
ist eine Quel­le uner­mess­lich lich­ter Kraft,
die unter schüt­zend, aber fast erstarr­ter Decke
sich mäch­tig regend neu­en Geist erschafft.

Jene Rin­de, die sich um Dein Inners­tes noch schnürt,
schmilzt nicht allein von mei­ner Hän­de Glut,
doch wird sie weich, weil Du im Innern hast erspürt,
dass gött­lich rei­nes Licht im Herz Dir ruht.

Und wenn die Licht­kraft erst mit ban­gem Zagen
Dei­nen Leib und Dei­ne See­le warm durchflutet,
so konn­te die­sen Schritt die Seel´ doch wagen,
weil all ihr, Weh und Ach, in mei­ner Obhut ruhtet,

als in hei­len­der Ver­wand­lung ihr erneut empor
ins füh­len­de Gewahr­sein schmerz­lich stiegt,
und dann, des Her­zens Weh­klag noch im Ohr,
die Lie­be zu Dir selbst Dein Dun­kel hat besiegt.

Solan­ge die­ser Licht­keim in Dir sich zart noch regt,
solang er ängst­lich zit­ternd wie ein loses Blatt im Wind
sich immer wie­der schutz­be­dürf­tig niederlegt
in war­me Hän­de und Umfan­gen­sein, fast wie ein Kind,

das auch des Schut­zes, der Gebor­gen­heit bedarf,
die es im Leid bei Vater oder Mut­ter leicht­hin findet,
solan­ge will die Rin­de, die Dir das Leben überwarf,
die har­te Scha­le, die all­mäh­lich schwindet,

ich Dir erset­zen mit der Lie­be leben­dig war­mer Hände,
da doch der Keim ver­bor­gen Dir im inners­ten Gemüte
noch klein und zart bedarf des Schut­zes star­ker Wände,
bis er her­an­wuchs zu voll­ende­ter Gestalt der Blüte.

Und auch die Blü­te ist ein fei­nes, zärt­li­ches Gebilde,
die leicht bei grim­mem Frost und rau­em Reif erzittert,
die im Sturm­wind preis­gibt ihre Pracht und Milde,
wenn sie beim Öff­nen schon so hef­tig wird erschüttert.

Wie ein Glas­sturz, den ein lie­be­vol­ler Gärtnersgselle
sei­nen Pflänz­chen über­stülpt, damit die Glut der Sonne
dem fei­nen Blü­ten­zau­ber nicht in sen­gend hei­ßer Grelle
raubt jede Anmut, jeden Reiz und süße Wonne,

so will auch ich dem Gärt­ner gleich ein Schutzgebilde
mit mei­ner Hän­de Macht und mit Gedan­ken Dir erbauen.
Stumm ahnen Dei­ner See­le Knos­pen dann die höhe­ren Gefilde,
in denen sie gebor­gen ihren Reich­tum kön­nen schauen,
der auch Dich in Blü­ten­zau­ber far­ben­froh versetzt;
und dort erken­nest Du die kraft­voll hei­len­de Gewalt,
die nicht Dein Inners­tes allein mit fei­nem Tau benetzt,
auch außen fin­dest Du Dich wie­der in ver­än­der­ter Gestalt.

Beginnt erst Dei­ne Blü­te sich von innen zu verwandeln
in die edle Frucht, die dar­in eingeschlossen,
so kannst in einem neu­en Geist Du handeln,
der von Anbe­ginn ins Herz Dir war gegossen.

Und in die­sem Geist formt sich ein neu­er Wille,
der Dein Füh­len zu Emp­find­sam­keit hin führt,
das nicht erneut sich ber­gen muss in rau­er Hülle,
doch das von Mit­ge­fühl ver­letz­lich wird berührt.

Ist so die Frucht dann ganz gereift,
so kann sie voll­ends mit Entzücken
dem Leben, das voll Sehn­sucht nach ihr greift,
hin­ge­ben sich mit gan­zen Stücken.

Die Wun­den und die Ker­ben, die das Leben
Dir mit Roh­heit einst hat zugefügt,
sind im Ver­borg­nen durch ein gött­lich Weben
gewan­delt, wo ein Mensch Dich hat geliebt,

so dass Du nun mit her­ber Süße
eine ganz besond­re Frucht geworden,
aus der fort­an die Über­fül­le fließe,
aus der Dein Reich­tum möge überborden. 

Joa­chim Wenk

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen